Reportage: Frank Buchmeier (buc)


"Soll ich per Skype den Regisseur zuschalten?", fragt Carsten Bunte. Auf dem Bildschirm erscheint ein Künstlertyp mit Vollbart und Kunststoffbrille. "Hallo zusammen", grüßt Jakob Schuh live aus Berlin, wo das Studio Soi seit zwei Jahren eine Dependance unterhält, weil sich manch unverzichtbarer Mitarbeiter strikt weigert, in der schwäbischen Halbprovinz zu wohnen. Schuh erzählt, wie er zu Beginn der Produktion die Autorin Julia Donaldson in London besuchte: "Julia hat mir das ganze Buch vorgespielt. Sie ist in die Rolle des Grüffelo geschlüpft. Das Ungeheuer war charmant und zugleich furchteinflößend. Nach diesem Vorbild haben wir dann unsere Filmfigur entwickelt."

Fast zwei Jahre hat Bunte gebraucht, um einen wundervollen Film zu schaffen, der der genialen Buchvorlage gerecht wird. "Ich hatte vor dieser Aufgabe großen Respekt" sagt er. "Es war eine sehr lehrreiche, aber auch wahnsinnig anstrengende Zeit. Jetzt brauche ich erst mal etwas Ruhe."

Dieses Weihnachten wird das ZDF den "Grüffelo" ausstrahlen


Carsten Bunte und Jakob Schuh kennen sich vom Studium. An der Ludwigsburger Akademie haben sie gemeinsam ein Frau-Mann-Drama produziert, sehr abstrakt und prätentiös - so wie das Filmstudenten eben tun. Die schwere Kost war fürs breite Publikum unverdaulich. "Damals habe ich erkannt, dass mir anspruchsvolle Autorenfilme keine Lebensperspektive bieten", sagt Bunte. "Deshalb habe ich nach einer Aufgabe gesucht, die mir nicht nur Spaß macht, sondern auch etwas Geld einbringt."

Die populäre Grüffelo-Story lässt sich bestens vermarkten. Am 25. Dezember 2009 hatte die halbstündige Bestsellerverfilmung Uraufführung. Zehn Millionen Menschen verfolgten beim englischen Fernsehkanal BBC, wie die clevere Maus das unterbelichtete Ungeheuer an seiner warzigen Nase herumführt. Keine andere Kindersendung hatte im vergangenen Jahr in Großbritannien eine höhere Einschaltquote. Dieses Weihnachten wird das Zweite Deutsche Fernsehen den "Grüffelo" ausstrahlen. Statt Helena Bonham Carter, Robbie Coltrane und John Hurt, die in der englischen Fassung den Figuren ihre Stimmen leihen, werden Heike Makatsch, Christian Ulmen und der Bud-Spencer-Synchronsprecher Wolfgang Hess in die Rollen der Erzählerin, der Maus und des Grüffelos schlüpfen.