Ein schwäbisches Animationsstudio hat dem Bilderbuchhelden Grüffelo das Laufen beigebracht. Ein Besuch bei den Machern.

Reportage: Frank Buchmeier (buc)
Ludwigsburg - Eine Maus spaziert durch den tiefen, dunklen Wald. Überall lauern gefräßige Feinde: der Fuchs, die Eule, die Schlange. Nur die Kraft der Fantasie sichert der Maus das Überleben. Sie erfindet einen starken Freund: Der Grüffelo fresse gerne Fuchsspieß, Eule mit Zuckerguss und Schlangenpüree. Fast jedes Kind kennt diese Fabel, aufgeschrieben von der Britin Julia Donaldson und illustriert von dem Deutschen Axel Scheffler. "Der Grüffelo" wurde in 26 Sprachen übersetzt.

Vor vier Jahren tauchte das Bilderbuchmonster völlig unerwartet im Schwabenland auf. Der englische Animationsfilmproduzent Michael Rose ("Wallace und Gromit", "Chicken Run") war durch prämierte Festivalbeiträge auf das Studio Soi aufmerksam geworden. Rose fragte an, ob die Ludwigsburger Kreativen dem Grüffelo das Laufen beibringen könnten. Seither ist nichts mehr, wie es war - eine Zeitenwende: "Es gibt das Studio Soi vor dem Grüffelo", sagt der Geschäftsführer Carsten Bunte, "und es gibt das Studio Soi nach dem Grüffelo."

Das Studio Soi nach dem Grüffelo liegt in einem ehemaligen Garnisonsgebäude, hat 133 Quadratmeter, Holzdielenboden und hohe Fenster mit Blick auf das Forum am Schlosspark. Carsten Bunte - Nickelbrille, Stoppelfrisur - sitzt an einem Konferenztisch und erzählt von den Anfängen. Sieben Studenten der Ludwigsburger Filmakademie kamen vor acht Jahren auf die Idee, sich selbstständig zu machen. Ein Stipendium reichte gerade mal so aus, um ein winziges Büro anzumieten. Glücklicherweise hatte ein Gesellschafter sein Konfirmationsgeld brav auf einem Sparbuch deponiert. Das Kapital wurde in einen PC investiert.

ZDF und Arte bestellten Kurzfilme für ihre Kinderprogramme


Den ersten Auftrag vermittelte die Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg: Für die Sandmännchensendung durften die Berufsanfänger "Piratengeschichten" in bewegten Bildern erzählen. Mit dem computeranimierten Seefahrer ließen sich bald andere Kunden an Land ziehen. Die Unternehmensberatung McKinsey wünschte eine Videoinstallation, die Deutsche Bahn einen Lehrfilm und der Klopapierhersteller Zewa einen Werbespot. ZDF und Arte bestellten Kurzfilme für ihre Kinderprogramme. So ging es langsam vorwärts - bis der Produzent Michael Rose mit einem Einemillionetat für einen Turboschub sorgte. Das Studio Soi zog ins Film- und Medienzentrum um, stockte das Personal kräftig auf und machte sich frisch ans Grüffelo-Werk.