Nach jahrelanger Schließung wegen Renovierung sind der Rosengarten und der Japanische Garten im Berger Park wieder der Öffentlichkeit zugänglich – eigentlich. Denn die Realität sieht etwas anders aus.

Lokales: Armin Friedl (dl)

S-Ost - Strahlend blauer Himmel, Sonne satt an diesem Oktober-Wochenende – der Österreicher spricht da von „Kaiserwetter“: Da zog es natürlich Zehntausende von Freizeitlern zum Volksfest. Doch nicht alle zog es zum großen Aufgebot in die Nähe des Neckars. Auch nicht weit von dem Trubel entfernt gibt es jetzt einiges zu entdecken, oder besser wieder zu entdecken: Aufwendig gestaltete Gartenkultur wie den japanischen Garten sowie den Rosengarten am Rande des Parks der Villa Berg. Beide waren über Monate, beziehungsweise über Jahre gesperrt wegen Renovierung, bei beiden sind die Arbeiten nun quasi abgeschlossen.

 

Doch ausgerechnet letzterer verspricht dem Flaneur viel, hält aber letztlich wenig. Gut sicht- und hörbar plätschert der Springbrunnen in der Mitte des Gartens, eines der Prunkstücke des renovierten Rosengartens in Hanglage. Noch immer ruht der mannshohe Maschendrahtzaun in seinen soliden Fundamenten, die Zu- und Abgangstüren, eingerichtet für den Bauverkehr, sind nach wie vor verschlossen – der ruhende und wohlwollende Blick vom Belvedere aus über den Stuttgarter Osten bis hoch zur Haigstkirche in diesem besonderen Ambiente bleibt vorerst Wunschdenken.

Bedauern und Unmut

Das sorgt nicht nur für Bedauern, sondern auch für Unmut. Denn erst in der vergangenen Woche wurde der Rosengarten, wie berichtet, feierlich wieder eröffnet mit mehr als 100 Gästen und klassischer Musik. „Es ist auch vereinbart, dass der Rosengarten täglich zwischen zehn und 20 Uhr geöffnet ist für alle“, so der Stadtsprecher Sven Matis nach Absprache mit dem Leiter des Gartenbauamts, „dafür ist ein Schließdienst zuständig.“ Offensichtlich hat sich bei dem noch nicht rumgesprochen, dass auch der Sonntag ein Öffnungstag ist.

Der Zaun rund um das Ensemble bleibt aber noch einige Monate erhalten. „Die Rosen müssen noch gesät werden, ebenso ein Teil des Rasens“, so Matis, „der Zaun ist jetzt vor allem noch zum Schutz der Pflanzen da. Auch Menschen, die vor der Renovierung auf diesem Gelände waren und dabei vor allem Schmutz, Unrat und Zerstörungen hinterlassen haben, sollen so am Betreten des Gartens gehindert werden, zumindest in den Nachtstunden.“ Voraussichtlich im Frühjahr, wenn sich die Pflanzen etwas gesetzt haben und die Rosen blühen, wird dann auch der Zaun entfernt, so Matis.

Einige Umwege notwendig

Dann wird auch der Wunsch vieler Flaneure wahr, Gartenkunst verschiedener Stile aus erster Hand beobachten zu können. So wie Hans und Gertrud Hildenbrandt etwa. Das Ehepaar aus Tuttlingen hat sich dafür mit einem Reiseführer in der Hand auf den Weg in die Landeshauptstadt gemacht. Den Rosengarten haben sie gefunden – leider eben verschlossen, danach machten sie sich auf den Weg zum Japanischen Garten. Einige Umwege waren für die beiden notwendig. Sie setzen eben noch nicht auf die heutigen digitalen Navigations- und Orientierungsmöglichkeiten, eine konventionelle Beschilderung hätte ihnen sicherlich geholfen. Dort, im Schatten sitzend, beratschlagten sie den Weg zu ihrer nächsten Station, dem chinesischen Garten auf dem Kriegsberg. Viel Ruhe hatten sie nicht: Immer neue Spaziergänger entdeckten interessante Fotomotive in dem asiatischen Ambiente, erinnerten sich an die Internationale Gartenbauausstellung 1993, zu deren Anlass dieser Garten entstanden ist. Oder spekulieren, ob es sich hier nun um den japanischen oder den chinesischen Garten handelt.