Überprüfung: Helfer der Ditzinger Feuerwehr kontrollieren am Thermoscanner einen Lkw. Foto: KS-Images / Andreas Rometsch
20 Einsätze in nicht mal einem Jahr und nur selten gibt es etwas zu tun. Die Einsatzkräfte stellen kritische Fragen zur Sinnhaftigkeit der Thermoscan-Anlage. Was sagen die Verantwortlichen der Autobahn GmbH?
Dreimal innerhalb von 24 Stunden und danach gleich noch mal: So lautet die Einsatzbilanz der Freiwilligen FeuerwehrDitzingen für die vergangene Woche zum Thema Thermoscanner vor dem Nordportal des Engelbergtunnels. Dabei hatten die Einsatzkräfte jeweils kaum etwas zu tun. Insgesamt waren es von 2. bis 5. Mai sogar fünf Einsätze – Andreas Häcker, Abteilungskommandant der Ditzinger Brandschützer, kommt so langsam ins Grübeln.
Von vorn: In der jüngsten Vergangenheit wurden die Einsatzkräfte immer häufiger zum Thermoscanner für Gefahrgut-Lkw beordert, den die Autobahn GmbH Südwest auf dem Parkplatz Engelberg – unmittelbar vor dem Tunnel in südlicher Richtung – betreibt. Als habe er schon lange auf eine Frage in diese Richtung gewartet, gibt Häcker zu Protokoll: „Man stellt sich schon ab und zu die Frage nach der Sinnhaftigkeit.“ In diesem Jahr sei man bereits zwölfmal zum Thermoscanner gerufen worden. „Und so gut wie nie mussten wir in irgendeiner Weise groß eingreifen.“
Die Freiwillige Feuerwehr Ditzingen hat erst Ende Juni 2024 die „Betreuung“ des Thermoscanners von den Leonberger Kameraden übernommen. Bis zu diesem Zeitpunkt stand die Anlage noch auf „Leonberger Seite“ des Tunnels in Fahrtrichtung Heilbronn. Die Leonberger Brandschützer mussten in drei Jahren laut Kommandant Wolfgang Zimmermann fünfmal ausrücken, dreimal davon berechtigterweise, zweimal zu Fehlalarmen. Also keine große Aufgabe – dachten alle. Inzwischen kommt die Ditzinger Wehr seit dem Wechsel auf rund 20 Alarmierungen. Diesen Anstieg können sich weder Häcker noch Zimmermann erklären.
Thermoscanner: So sieht die Anlage aus. Foto: KS-Images.de/Andreas Rometsch
Häcker sagt klipp und klar: „Wir sehen das nicht als unsere Kernaufgabe.“ Es gebe inzwischen zu viele Fehlmeldungen, daher sehe er Handlungsbedarf – und frage sich gleichzeitig, ob der Scanner möglicherweise zu sensibel eingestellt sein könnte.
40 Leute müssen alarmiert werden, damit 20 ausrücken
Konkret müssen laut Häcker 40 Kameradinnen und Kameraden alarmiert werden, damit 20 Personen am Ende ausrücken. Zwei Löschfahrzeuge und ein Kommandofahrzeug umfasst der Konvoi, der sich dann auf den Weg zum Scanner macht. Hinzu kommt eine Streife der Polizei. Vor Ort begutachtet die Feuerwehr den betroffenen Laster und kühlt bei Bedarf – bei heißen Bremsen muss dies zum Beispiel äußerst vorsichtig geschehen. Dann übergibt die Feuerwehr an die Polizei, die über das weitere Vorgehen entscheidet. Das kann vom Warten bis hin zur Stilllegung eines gegebenenfalls verkehrsuntüchtigen Lastwagens vieles bedeuten.
Das alles geschieht natürlich nur, wenn der Lastwagen noch vor Ort ist. Es komme laut Häcker nämlich ein ums andere Mal vor, dass die Brummifahrer das Lichtsignal schlichtweg ignorieren und trotzdem durch den Tunnel fahren.
„Natürlich dient der Thermoscanner dem Schutz der Verkehrsteilnehmer“, fügt Häcker hinzu. Dennoch seien zum Beispiel 140 bis 160 Grad Celsius bei einer Bremse nichts besonderes. Das werde aber dennoch vom Scanner angezeigt, ebenso – wie in der vergangenen Woche – ein heißer Auspuff. „Gibt es da möglicherweise doch ein technisches Problem, das vielleicht behebbar ist?“, fragt er.
Temperaturwerte des Thermoscanners gemäß Vorgaben eingestellt
Nein, sagt Petra Hentschel, Pressesprecherin der Autobahn GmbH, mit Nachdruck. Der Scanner sei gemäß der Vorgaben eingestellt. „Diese Temperaturwerte wurden von dem Schweizer Bundesamt für Straßen ASTRA und der Herstellerfirma der Thermoscan-Anlage im Rahmen einer zweijährigen Studie ermittelt und festgelegt.“ Sie fasst zusammen: „Von 2. bis 5. Mai haben etwa 750 Fahrzeuge den Scanner passiert. Dem gegenüber stehen fünf Fahrzeuge, die aufgrund hoher Temperaturen überprüft werden mussten. Das sind nur 0,7 Prozent.“
Unterbrechung führt zur Abkühlung der Bremsen
Zwei zu heiße Auspuffanlagen seien gemeldet worden. „Diese Transporter vor der Einfahrt in den Tunnel zu stoppen, war absolut sinnvoll.“ Die Unterbrechung habe – auch wenn die Feuerwehr nicht aktiv eingreifen musste – zu einer Abkühlung der Auspuffanlagen geführt. Dreimal sei es um zu heiße Bremsen gegangen. „Hier musste die Feuerwehr einmal aktiv kühlen, einmal waren keine Maßnahmen erforderlich.“ Der dritte Lkw hatte sich schon aus dem Staub gemacht.
Hentschel bekräftigt: „Gefahrguttransporter, die bestimmte Temperatur-Grenzwerte an Bremsen und Auspuff überschreiten, stellen eine potentielle Gefahr dar. Um das damit verbundene Unfall- und Brandrisiko zu vermeiden, werden solche Gefahrguttransporter vor der Einfahrt in den Engelbergtunnel durch den Thermoscanner erkannt und von Feuerwehr und Polizei überprüft.“
Autobahn GmbH ist für die Verkehrssicherheit verantwortlich
Die Autobahn GmbH sei für die Verkehrssicherheit verantwortlich. „Jeder temperaturauffällige Gefahrguttransporter, der dank des Thermoscanners erkannt und überprüft werden kann, ist ein wichtiges Plus für die Verkehrssicherheit.“ Die Autobahn GmbH stehe zudem mit allen Beteiligten regelmäßig im Erfahrungsaustausch. Welche Erfahrungen die Ditzinger Feuerwehr in Zukunft mit dem Thermoscanner macht, wird sich also zeigen müssen.
Wie funktioniert der Thermoscanner?
Parkplatz Der Thermoscannerwird von der Autobahn GmbH Niederlassung Südwest betrieben. Er steht während der Sanierung des Engelbergtunnels auf dem Parkplatz Engelberg an der A 81, in südlicher Richtung unmittelbar vor dem Nordportal des Tunnels.
Funktionsweise Die Gefahrguttransporte werden vor dem Tunnel mit reduzierter Geschwindigkeit auf den Parkplatz geleitet. Dort sind Spezialkameras installiert, die Wärme erkennen und die Fahrzeuge auf Überhitzungen scannen. Stellt das System eine ungewöhnliche Hitzeentwicklung fest, wird der Lkw vor der Einfahrt in den Tunnel per Lichtzeichen gestoppt. Automatisiert geht ein Alarm an Feuerwehr und Polizei, die den Laster überprüfen.
Zahlen Innerhalb von 24 Stunden passieren durchschnittlich 150 Gefahrguttransporter die Thermoscan-Anlage.