Die Stuttgarter Traditions-Anlagebauer M + W Group kennen viele. Exyte, der Konstrukteur für Hightech-Fabriken, ist bisher dagegen deutlich unbekannter. Dabei gehören beide eng zusammen; Exyte wurde vor kurzem als M + W-Tochter gegründet. Nun bereitet Exyte den Börsengang vor.

Stuttgart - Die Gerüchte gibt es schon länger, nun ist es offiziell: Der Stuttgarter Anlagenbauer Exyte geht an die Börse. Voraussichtlich noch im vierten Quartal 2018 soll ein „bedeutender Minderheitsanteil“ am regulierten Markt der Frankfurter Börse platziert werden, teilte der nach eigenen Angaben Weltmarktführer für die Planung und Konstruktion von Hightech-Fabriken mit. Wie zu hören ist, sollen gut 25 Prozent der Anteile breit gestreut werden. Ausgegeben werden Inhaberaktien, die keinen festgelegten Nennwert haben. Einen genauen Termin für den Börsengang gebe es aber noch nicht. In den nächsten Wochen werden Exyte-Chef Wolfgang Büchele und Finanzchef Wolfgang Homey im Rahmen einer Roadshow das Unternehmen potenziellen Investoren präsentieren. Begleitet wird der Börsenbank von Merril Lynch, einer Tochter der Bank of America, und der Schweizer UBS.

 

Exyte wurde erst vor kurzem als Tochter des Stuttgarter Traditions-Anlagenbauers M + W Group gegründet. Exyte konzentriert sich nun auf Planung und Bau etwa von Reinräumen für die Halbleiter- und Pharmaindustrie sowie für Rechenzentren. Bei der M + W Group verbleiben dagegen die Aktivitäten rund um die Energie, dazu gehören etwa Planung und Bau von Müllverbrennungsanlagen in England und Solaranlagen in Australien.

Die M + W Group muss bald einen neuen Chef suchen

Die Erlöse aus dem Börsengang fließen denn auch in vollem Umfang der Muttergesellschaft M + W Group zu. Es dürfte sich dabei um einen erklecklichen Betrag handeln. Der Firmenwert werde auf 2,5 und drei Milliarden Euro geschätzt, ist zu hören. Damit dürften der M + W Group 625 bis 700 Millionen Euro zufließen. Büchele, der derzeit in Personalunion auch Chef der M + W Group ist, ließ offen, was mit dem Geld passiert. „Was die M + W Group künftig macht, ist Aufgabe des neuen Managements, da die derzeitige Geschäftsführung mit dem Börsengang von dieser Aufgabe zurücktritt, um sich voll auf die Exyte Gruppe zu konzentrieren,“ sagte Büchele im Gespräch mit dieser Zeitung. Wer künftig Chef der M + W Group sein wird, steht nicht fest. Das Stuttgarter Unternehmen, das vor mehr als 100 Jahren gegründet wurde, gehört dem österreichischen Investor Stumpf Group. Auch nach dem Börsengang wird Stumpf – über die M + W Group – die Exyte-Mehrheit halten.

Das Auftragsbuch ist gut gefüllt

Exyte sieht sich „hervorragend positioniert“, um künftig profitabel zu wachsen, steht in einer Mitteilung. Im vergangenen Jahr hat Exyte einen Umsatz von 2,4 Milliarden Euro erzielt, dies entspricht einem Zuwachs um 13 Prozent. Größter Markt ist dabei Asien/Pazifik; 52 Prozent des Umsatzes werden in der Region erzielt. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) habe bei 108 Millionen Euro (plus 26 Prozent) gelegen. Für das laufende Jahr erwartet Büchele bereits ein Umsatzwachstum auf mehr als 3,5 Milliarden Euro. Er begründet seinen Optimismus nicht zuletzt mit der guten Auftragslage. Im ersten Halbjahr 2018 seien die Bestellungen um mehr als 90 Prozent auf erstmals mehr als drei Milliarden Euro in die Höhe geschnellt. Der Umsatz bis Ende Juni stieg denn auch deutlich auf 1,7 Milliarden Euro und das Ebit auf 82 Millionen Euro.

Der Börsengang soll auch dazu beitragen, dass Exyte als Arbeitgeber bekannter wird. Über 4800 Mitarbeiter stehen derzeit auf der Gehaltsliste. „Wir haben momentan eine deutlich dreistellige Zahl an offenen Stellen“, sagte Büchele. Gesucht würden Ingenieure, Projektleiter und Logistikexperten – und zwar weltweit.