Der Anlagenbauer, der dem Wiener Investor Georg Stumpf gehört, schließt einen Bereich in der Landeshauptstadt. Hintergrund ist die schwierige Auftragslage im Bereich Fotovoltaik und Halbleiter.

Stuttgart - Die M+W Group schließt in Stuttgart den Anlagenbau für die Bereiche Fotovoltaik und Halbleiter. Betroffen davon sind 215 Beschäftigte, die ihren Arbeitsplatz verlieren werden. Aktuell beschäftigt M+W am Firmensitz Stuttgart mehr als 600 Mitarbeiter. Wann der Anlagenbau geschlossen wird, ist derzeit unklar. Die Verhandlungen mit dem Betriebsrat über einen Interessenausgleich und einen Sozialplan haben begonnen, teilte das Unternehmen mit. Der Abbau soll sozialverträglich erfolgen, Kündigungen seien aber nicht ausgeschlossen. Grund für die Entscheidung sei die „anhaltend sehr schwache Auftragslage“ in den betroffenen Bereichen, sagte ein Sprecher. In Deutschland würden kaum neue Fotovoltaik- und Halbleiterfabriken mehr gebaut, heißt es.

 

Deshalb sei die wirtschaftliche Entwicklung in den vergangenen Jahren und vor allem im Jahr 2014 „völlig unbefriedigend“ gewesen, hieß es weiter. Bereits seit drei Jahren schrieben die Bereiche negative Zahlen. Mittlerweile sollen sich, so ist zu hören, kumuliert Verluste im mittleren zweistelligen Millionenbereich angehäuft haben; bestätigt wird diese Zahl aber nicht. Der jetzt beschlossene Abbau erfolge mit dem Ziel, „die Zukunftsfähigkeit der gesamten Gruppe zu sichern“, heißt es bei der M+W Group. Weltweit sind 7000 Mitarbeiter für den Anlagenbauer tätig.

Restrukturierung wurde bereits 2014 eingeleitet

Nach Angaben des Unternehmen waren bereits im vergangenen Jahr Restrukturierungsmaßnahmen eingeleitet worden. Damals waren 70 Arbeitsplätze gestrichen worden. Diese Maßnahmen hätten allerdings die „angestrebten Verbesserungen nicht im erforderlichen Umfang“ gebracht. Von den jetzt beschlossenen Maßnahmen ist die in Stuttgart ansässige Hauptverwaltung sowie die Bereiche Energie, Pharma und Chemie nicht betroffen. Das Unternehmen ist mit eigenen Töchtern in mehr als 30 Ländern aktiv. Aktuelle Zahlen, wie sich das Unternehmen im vergangenen Jahr entwickelt hat, gibt es noch nicht. Für 2013 wird ein Umsatz von 2,56 Milliarden Euro ausgewiesen. Damals standen aber noch 8500 Mitarbeiter auf der Gehaltsliste. Heute sind es deutlich weniger Beschäftigte. Ein Grund dafür ist das Automationsgeschäft, von der sich die M+W Group inzwischen getrennt hat. Die Aktivitäten mit rund 1000 Mitarbeiter und einem Umsatz von 170 Millionen Euro hatte der kanadische Konzern ATS Automation Tooling Systems für 255 Millionen Euro übernommen. Die Automation habe sich in den vergangenen Jahren zwar positiv entwickelt, allerdings passten die Aktivitäten nicht mehr zum Kerngeschäft des Anlagenbauers, wurde damals der Verkauf begründet. Gesunken ist die Belegschaft auch deshalb , weil durch Fluktuation frei werdende Stellen nicht mehr besetzt wurden.

Häufiger Chefwechsel

Bei dem Anlagenbauer, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1912 zurückreichen und der heute dem Wiener Investor Georg Stumpf gehört, ist es in den vergangenen Jahren öfter zu Führungswechseln gekommen. Der langjährige Chef Jürgen Wild hatte Ende 2013 mit Ablauf seines Vertrages – aber dennoch überraschend – das Unternehmen verlassen. Sein Nachfolger Olaf Berlien kam damals von Thyssen-Krupp, wo er als Vorstandsmitglied die Bereiche Aufzüge, Anlagenbau, Werften und Automotive verantwortet hatte. Damals wurde gleichzeitig die Geschäftsführung erweitert: Herbert Demel, der zuvor beim Zulieferer Magna und Audi tätig war, übernahm die Verantwortung für das operative Geschäft. Doch bereits im November vergangenen Jahres, also nur wenige Monate nach seinem Amtsantritt, hat Berlien das Unternehmen „im freundschaftlichen Einvernehmen“, wie es damals hieß, wieder verlassen. Er ist mittlerweile Chef des Lichtherstellers Osram. Demel (62) übernahm daraufhin Ende 2014 den Vorsitz der Geschäftsführung. Zuvor war es auch im Finanzressort zum überraschenden Wechsel der Zuständigkeiten gekommen: Wolfgang Homey, der zuvor Vorstand von Hochtief Solutions war, übernahm die Verantwortung für den Bereich im März 2014.