In der Landeshauptstadt kommt die neue Schulart weiterhin gut an. Leichte Rückgänge bei der Nachfrage verzeichnen hingegen Gymnasien und Werkrealschulen. Die Schulleiter rechnen aber mit Nachmeldungen.

Stuttgart - Die Bildungslandschaft bleibt weiter in Bewegung. Unter besonderer Beobachtung steht nach wie vor die Gemeinschaftsschule. Bei ihr steigen in Stuttgart mit der Zunahme der Standorte auch die Anmeldezahlen. Mit aktuell 412 Bewerbern wächst der Abstand dieser Schulart zur Werkrealschule weiter, wo sich nurmehr 183 Viertklässler angemeldet haben. Auch die Gymnasien verzeichnen mit 2272 Anmeldungen einen Rückgang um 39 Schüler, während die Realschulen mit 978 Anmeldungen 64 Kinder mehr unterbringen müssen als im Vorjahr.

 

Überrascht sei er von diesen Zahlen nicht, sagte Matthias Kaiser, der stellvertretende Leiter des Staatlichen Schulamts. „Bei uns ist kein Ausreißer drin“, meinte er. Auch wenn die Behörde die Detailzahlen der einzelnen Schulen noch nicht herausgeben will, weil es erfahrungsgemäß noch weitere Anmeldungen geben wird und sich die Klassenbildungen an den einzelnen Standorten noch ändern werden, lassen sich auch aus den vorläufigen Gesamtzahlen bereits klare Trends ablesen.

Schaut man bei der Gemeinschaftsschule auf die Zahl der Standorte, nämlich künftig acht statt sechs, so relativiert sich die Zunahme ein wenig. Denn im Durchschnitt kommen somit auf jeden Schulstandort bisher 52 Fünftklässler – das entspricht zwei Klassen und damit gerade mal dem Mindestsoll. Kaiser vermutet, dass möglicherweise auch die Landtagswahl und der nicht vorhersehbare künftige Bildungskurs der Regierung die Eltern bei der Schulwahl verunsichert haben könnte. Denn die Gemeinschaftsschule ist unter grün-roter Regie entstanden. Und wer künftig bei der Bildung das Sagen haben wird, das ist noch nicht ausgemacht.

Hat Landtagswahl Eltern bei der Schulwahl verunsichert?

Allerdings muss man in den fünften Klassen damit rechnen, dass noch einige Inklusionskinder dazustoßen werden – und das gilt nicht nur für die Gemeinschaftsschulen, sondern auch für die anderen Schularten, unabhängig vom Regierungskurs. Doch darüber, an welchen Schulen diese Kinder landen, wird noch im Rahmen der Bildungswegkonferenzen entschieden. Seit die Eltern wählen können, ob ihr Kind auf eine Sonderschule soll oder nicht, hat die Zahl der Inklusionskinder an Regelschulen beständig zugenommen. Dass die Werkrealschulen weiter ausbluten, wird niemanden verwundern. Dieser Trend wurde deutlich verstärkt, seit Eltern selber entscheiden dürfen, auf welche Schulart ihr Kind gehen soll. Dass künftig auch an den Realschulen der Hauptschulabschluss möglich ist und in der Orientierungsstufe niemand mehr sitzen bleibt, dürfte der Realschule weiteren Zulauf beschert haben.

Schulleiterin erwartet Nachmeldungen bei Gymnasien

Trotz des leichten Rückgangs an den Gymnasien ist deren geschäftsführende Schulleiterin Barbara Graf davon überzeugt, dass noch etliche Nachmeldungen kommen werden – obgleich die offiziellen Anmeldetermine bereits im März waren. „Das Interesse für die Gymnasien hat nicht nachgelassen – es bleibt auf hohem Niveau ungebrochen“, so Graf. Insbesondere gelte das auch für die Nachfrage nach G9. „Wir können den Bedarf der Eltern im zweiten Jahr nicht befriedigen.“ Das bedeutet, dass wie im Vorjahr etliche Kinder umgelenkt werden müssen, zum Beispiel auf G8.

Weiteren Zuwachs erwartet Graf an den Gymnasien auch durch die Flüchtlingskinder aus den internationalen Vorbereitungsklassen. Bisher seien aus diesen Klassen noch keine Anmeldungen für die künftige Klassenstufe fünf gekommen. Aber in den bisherigen Regelklassen im Gymnasium seien bereits einige Flüchtlingskinder. „Die kommen prima zurecht“, berichtet Graf. Häufig erhielten diese noch zusätzlichen Sprachunterricht – auch durch ältere Schüler. „Und unsere Kinder finden es toll, solche Kinder zu unterstützen.“

Diese brächten zum Teil erstaunliche Leistungen. „Ein Schüler aus der fünften Klasse hat so rasant schnell Deutsch gelernt, dass er im Flüchtlingsheim als Dolmetscher unterwegs ist“, berichtet die Pädagogin.

Auch im städtischen Schulverwaltungsamt rechnet man noch mit vielen Nachmeldungen. „Uns fehlen noch rund 150 bis 200 Kinder“, berichtet die Amtsleiterin Karin Korn. Einen Teil davon vermutet sie   an den Werkrealschulen. Nicht allen Eltern sei klar, dass sie ihr Kind dafür extra anmelden müssten, insbesondere, wenn es bereits am selben Schulstandort die Grundschule besuche. Auch für Sitzenbleiber müsse man noch Plätze einplanen.