Anreise zum Europa-Park Ein Fernbahnhof für den Europa-Park?

Die meisten Besucher kommen heute mit dem Auto in den Europa-Park. Viele zeigten sich in einer Umfrage aber auch offen für eine Anreise mit der Bahn. Foto: imago /Petra Schneider

Bisher kommen die meisten Besucher mit dem Auto zum Europa-Park. Nun soll der Bahnhof Ringsheim aufgewertet werden, damit die Anreise mit der Bahn attraktiver wird.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Stuttgart - Ringsheim im mittelbadischen Ortenaukreis bekommt einen schöneren Bahnhof. Das Schönste für die Gemeinde ist dabei: Drei Viertel der Kosten übernimmt das Land Baden-Württemberg, also 277 000 Euro. Sie stammen aus dem Topf des Landesgemeinde-Verkehrsfinanzierungsgesetzes und sind in rekordverdächtigen vier Wochen nach dem Antrag der Gemeinde bewilligt worden. Der schlichte Bahnhof selbst bleibt, wie er ist. Aber daneben soll eine überdachte und barrierefreie Bushaltestelle mit Wartehalle und elektronischen Fahrgastinformation gebaut werden. Außerdem werden neue Park-and-Ride-Parkplätze angelegt sowie eine Car-Sharing-Station und eine Fahrradstation eingerichtet. Dafür wurde zudem das Bundesprogramm „Stadt und Land“ angezapft, auch der Landkreis Ortenau schießt Geld zu.

 

Neuerdings ist Ringsheim an den Fernverkehr angeschlossen

Für die lediglich 2400 Einwohner zählende Gemeinde bräuchte es zumindest eine 18 mal sechs Meter große Wartehalle eigentlich nicht. Aber neuerdings ist Ringsheim an den Fernverkehr angeschlossen und damit werden viele neue Bahnreisende aussteigen, um per Bus zur touristischen Hauptattraktion Mittelbadens zu gelangen: Der Bahnhof Ringsheim liegt nämlich nur fünfeinhalb Kilometer vom Eingang des Europa-Parks in Rust entfernt, des größten deutschen Freizeitparks. Am 1. Juni hielt zum ersten Mal der Euro-City-Express (ECE) von Frankfurt/Main nach Mailand in Ringsheim. Das macht er jetzt täglich, einmal am Vormittag um 9.53 Uhr und am späten Nachmittag um 16.42 Uhr auf der Rückkehr von Mailand. Von Frankfurt am Main oder von Bern in der Schweiz ist der Europa-Park damit in zwei Stunden erreichbar.

Derzeit reisen nur drei Prozent der Besucher mit Bahn und Busshuttle an

Allerdings: „Die Haltezeiten sind noch suboptimal“ räumt der Ringsheimer Bürgermeister Pascal Weber ein. Berücksichtigt man den Bustransfer hin und zurück, bleiben etwas über sechs Stunden für das Freizeitvergnügen. Das ist zu wenig, um auch nur ansatzweise das volle Angebot an Achterbahnen zu fahren. Wer mehr Vergnügen will, muss dort übernachten, Platz ist in den sechs Park-Hotels genug. „Wir möchten gerne noch weitere Halte“, erklärt Bürgermeister Weber. Aber für ihn, wie auch für Roland Mack, den Chef des Familienunternehmens Europa-Park, ist der ECE-Halt ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. „Alle reden vom Klimaschutz und den Veränderungen der Menschen in ihrem Mobilitätsverhalten. Eine bessere Bahnanbindung für den Europa-Park ist daher ein Nachhaltigkeitsprojekt erster Klasse“, sagt Mack. Und das schon seit Jahren. Derzeit nehmen nur rund drei Prozent der Parkbesucher den Weg per Regionalbahn und Busshuttle. Ringsheim und Rust arbeiten im Zweckverband Tourismus eng mit dem Europa-Park zusammen. Das Thema Verkehr steht an zentraler Stelle.

Fast sechs Millionen Gäste besuchen jährlich den Freizeitpark

Fast sechs Millionen Gäste besuchen den Freizeitpark jährlich, mit der neuen Badewelt „Rulantica“ werden es noch mehr werden. Und noch kommen die meisten Besucher mit dem Auto, doch die Hälfte der Besucher sei grundsätzlich nicht abgeneigt, die Bahn zu nehmen, hat die Geschäftsleitung des Europa-Parks in einer repräsentativen Umfrage herausgefunden. Dass der ersehnte Intercity-Express noch länger brauchen wird, um in Ringsheim halten zu können, hängt auch mit dem langwierigen Jahrhundertprojekt Rheintalbahn zusammen. Geplant ist eine neue Güterstrecke und zugleich soll die Personenstrecke neu strukturiert werden. Im Zuge dieser Planung, fordert der Ringsheimer Bürgermeister, müsse auch der jetzt schon umgetaufte Bahnhof „Ringsheim/Europa-Park“ neu und so gebaut werden, dass ein langer ICE dort halten kann. Je früher desto besser, so der Bürgermeister, und nicht erst 2040, wie man in der Region fürchtet.

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