Eine Radlerfalle in Stuttgart heizt den Konflikt zwischen Bikern und Fußgängern in der Stadt neu an. Im Netz entbrennt eine heftige Debatte. Voller Wut und Angst – aber nicht nur.

Digital Desk: Jonas Schöll (jo)

Stuttgart - Nach dem Anschlag auf einen Mountainbiker im Stuttgarter Westen ist im Netz eine hitzige Debatte über das teils konfliktreiche Miteinander von Radfahrern und Fußgängern entfacht. In etlichen Kommentaren auf der Facebook-Seite unserer Zeitung machen Nutzer ihrer Wut Luft und verurteilen die grausame Tat. Die rätselhafte Stolperfalle gegen den 26-jährigen Radfahrer in einem Wald sei nichts anderes als versuchter Mord, so das Echo. Doch viele prangern auch die aus ihrer Sicht fehlende Rücksichtnahme mancher Radler an.

 

Ein Unfall hätte einem Biker am Montag fast das Leben gekostet. Wie die Polizei mitteilte, wurde der Mann von einem Seil in Kopfhöhe vom Fahrrad gerissen und schwer verletzt. Der Vorfall im Kräherwald kam erst Stunden später ans Tageslicht, als das Opfer in der Notaufnahme eines Krankenhauses auftauchte. Die Kriminalpolizei ermittelt nun wegen des Verdachts eines versuchten Tötungsdelikts.

Empörung im Netz

Im Netz stößt die Radlerfalle auf Empörung. „So etwas zu machen ist hinterlistig und feige“, schreibt Nutzer Sven Weimer auf Facebook. „Wenn man sich über Mountainbiker ärgert, hat man sicher nicht das Recht, diese in den Rollstuhl zu bringen.“ Er setzt den Fall gleich mit Menschen, die Steine auf die Autobahn werfen oder auf Autos schießen. „Irgendwann stirbt daran einer, und dann ist es meistens nicht der rücksichtslose Raser, sondern eben ein junger Familienvater oder ein 14-jähriges Mädel oder Junge.“ Viele User sehen das genauso: „Total krank so was und durch nichts zu entschuldigen“, meint Sven Krieger.

Andere Menschen im Netz sehen wiederum in den Radfahrern das größere Problem: „Leider ist zu beobachten das am Kräherwald Morgens und Abends viel weniger Menschen sind als üblich. Viele trauen sich nicht mehr alleine spazieren zu gehen“, beklagt Nutzerin Nevenka Vila. „Radfahrer sollten sich nicht so verhalten wie Skifahrer auf der Piste, was dennoch viele tun.“

„Mit Karacho auf Menschen zurasen“

Nutzer Peter Pepper Macke macht der Vorfall betroffen. Er selbst sei vor kurzem von einem auf dem Gehweg rasenden „Rüpel“ beinahe angefahren worden sei. „Auch ich verurteile diese Tat auf das Schärfste“, sagt er, „kann aber auch den Ärger mancher Waldbesucher durchaus verstehen, wenn diese Spinner mit Karacho auf Menschen zurasen.“ Er fügt hinzu: „Am liebsten von hinten ohne Klingeln - und dann noch Beleidigungen im Vorüberfahren rufen.“

Doch nicht alle wollen angesichts der schrecklichen Tat so viel Verständnis für Fußgänger aufbringen. „Das war ein durch nichts zu rechtfertigender Anschlag, der ohne weiteres hätte tödlich enden können. Dem Opfer Rücksichtslosigkeit zu unterstellen, nur weil er Radfahrer ist, sagt mal gehts noch?“, fragt Njuschko Kapaun.

Die angeheizte Stimmung hilft niemandem

Doch trotz der hitzigen Debatte kommen die meisten Menschen im Netz doch auf einen gemeinsamen Nenner, was die Lösung des Konflikts betrifft: nämlich gegenseitige Rücksichtnahme. „Als Hundehalter und Mountainbiker habe ich viel Erfahrung mit solchen Situationen machen können“, schreibt Jan Jelinsly. „Wenn beide Seiten ihrer Umwelt mehr Aufmerksamkeit schenken und gegenseitigen Respekt zollen, passiert meisten absolut rein gar nichts.“

Biker Enok Walden kann dem nur zustimmen. Die allermeisten Begegnungen zwischen Radlern und Fußgängern im Wald verliefen problemlos. „Wir Biker sollten dazu beitragen, dass das auch so bleibt und jetzt nicht jeden Fußgänger als potentiellen Drahtspanner betrachten. Das sind kranke Einzeltäter. Eine angeheizte Stimmung hilft niemandem.“