Der überlebende Attentäter ist von einer Jury in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen worden. Über das Strafmaß wird erst in einem späteren Verfahren entschieden.

Boston - Der überlebende Attentäter vom Bostoner Marathonlauf, Dschochar Zarnajew, ist in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen worden. Die Geschworenen an einem US-Bundesgericht sahen es als erwiesen an, dass Zarnajew im April 2013 gemeinsam mit seinem später getöteten Bruder Tamerlan den Anschlag mit drei Toten und mehr als 260 Verletzten verübte.

 

In einem zweiten Prozessabschnitt geht es nun darum, ob der 21-Jährige zum Tode verurteilt wird oder lebenslang ins Gefängnis muss. Nach der gut einmonatigen Verhandlung hatten sich die sieben Frauen und fünf Männer der Jury am Dienstag zur Urteilsfindung zurückgezogen. Insgesamt berieten sie gut elf Stunden, am Mittwoch verurteilten sie Zarnajew dann in allen 30 Anklagepunkten - darunter den Einsatz einer „Massenvernichtungswaffe“, Waffengebrauch mit Todesfolge und Geiselnahme.

Auf der Flucht hatten die Zarnajew-Brüder auch einen Polizisten erschossen und einen Autofahrer entführt. Dschochar war vier Tage nach dem Anschlag festgenommen worden, Tamerlan bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei ums Leben gekommen. Mit dem Schuldspruch war gerechnet worden, weil auch Dschochar Zarnajews Anwälte eine Beteiligung ihres Mandanten eingeräumt hatten. Die Verteidigung argumentierte allerdings, dass der junge Student unter dem Einfluss seines sieben Jahre älteren Bruders gestanden habe. So will sie die Todesstrafe abwenden, die auf 17 der 30 Anklagepunkte steht.

Die Ankläger hatten Dschochar Zarnajew in dem Prozess als islamistischen Terroristen dargestellt. „Er wollte dieses Land terrorisieren. Er wollte Amerika bestrafen“, sagte Staatsanwalt Aloke Chakravarty bei seinem Schlussplädoyer am Montag. Die Zarnajew-Brüder stammen aus einer tschetschenischen Familie und waren als Kinder in die Vereinigten Staaten eingewandert. Dschochar Zarnajew ist seit 2012 US-Staatsbürger.