Mit einer 100-köpfigen Ermittlergruppe arbeitet das Bundeskriminalamt an der Aufklärung des Anschlags auf den BVB-Bus. Unter anderem wird geprüft, woher der verwendete Sprengstoff stammt.

Berlin - Das Bundeskriminalamt (BKA) hat einem Medienbericht zufolge eine 100-köpfige Ermittlergruppe zur Aufklärung des Anschlags auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund (BVB) gebildet. Nach Informationen der „Welt am Sonntag“ gehören der Sonderermittlergruppe „Pott“ auch Polizeibeamte aus Nordrhein-Westfalen an.

 

Aus Ermittlerkreisen erfuhr die Zeitung, dass der Sprengstoff der mit Metallstiften gefüllten Rohrbomben möglicherweise aus Beständen der Bundeswehr stamme. Das werde aber noch geprüft. Der militärische Zünder setze Fachkenntnisse voraus und habe sich nicht leicht beschaffen lassen, hieß es.

Bei dem Anschlag am Dienstagabend waren drei Sprengsätze in der Nähe des BVB-Mannschaftsbusses explodiert, als sich die Spieler auf dem Weg zu der Champions-League-Partie gegen den AS Monaco befanden. Dabei wurden der BVB-Fußballer Marc Bartra und ein Polizist verletzt. Bislang ist noch völlig unklar, wer den Anschlag verübt hat. Ein nach der Bombenattacke festgenommener Iraker kam zwar wegen Verdachts der Mitgliedschaft in der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Untersuchungshaft, eine Beteiligung an dem Anschlag konnte ihm aber nicht nachgewiesen werden.

Warnung vor weiteren Anschlägen

Am Tatort gefundene Bekennerschreiben mit islamistischem Anklang halten Experten einem Bericht von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ zufolge für wenig glaubhaft. Im Internet war außerdem ein Bekennerschreiben aus der linksextremistischen Szene veröffentlicht worden, an dessen Echtheit ebenfalls erhebliche Zweifel bestehen. Die Bundesanwaltschaft prüft derzeit eine beim Berliner „Tagesspiegel“ eingegangene E-Mail mit rechtsextremen Bezügen, in der die Verantwortung für den Anschlag übernommen wird.

In einer internen Anweisung an regionale Polizeipräsidien, die der „Welt am Sonntag“ vorliegt, wird vor weiteren Anschläge gewarnt. So sollen insbesondere Fußballspiele, Rockkonzerte und Kulturevents gefährdet sein. Veranstaltern werde deshalb geraten, die Zahl der Kräfte von privaten Sicherheitsunternehmen zu erhöhen. Insbesondere müssten „geplante Fahrtstrecken“ und „Übernachtungsörtlichkeiten“ sowie das Umfeld gefährdeter Personen bei den Sicherheitsvorkehrungen im Fokus stehen.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte der „Welt am Sonntag“, es sei klar, dass es beim Dortmunder Bombenanschlag nicht nur um Fußball gehe, sondern um größtmögliches öffentliches Interesse. „Ähnliche Risiken bestehen deshalb etwa für große Popkonzerte“, sagte er. Wirklich besorgniserregend sei die technisch perfekte Konstruktion der Sprengvorrichtungen gewesen, die auch auf jeder anderen Straße in Deutschland jedes Fahrzeug hätten attackieren können. „Deshalb darf unser Blick nicht auf Fußballstadien beschränkt bleiben.“