Die Militärregierung präsentiert sich gern als Garant für Ordnung und Sicherheit. Doch eine Bombe in Bangkok zerfetzt die trügerische Ruhe. Die Ermittler haben laut Angaben der Regierung Verdächtige im Visier.

Bangkok - Nach dem Anschlag auf einen beliebten Schrein in Bangkok gibt es bei der Jagd nach den Tätern offenbar eine erste heiße Spur. Es sei nun viel klarer, wer die Bombenleger waren, sagte der thailändische Verteidigungsminister Prawit Wongsuwan. Auf dem Video einer Überwachungskamera wurde ein Mann mit einem verdächtigen Rucksack kurz vor der Explosion am Tatort gesehen. „Wir haben Verdächtige. Es gibt da nicht viele Leute.“ Ministerpräsident Prayuth Chan Ocha sprach von der schlimmsten Attacke, die das Land je erlebt habe. Die Verantwortlichen würden schnell zur Strecke gebracht werden, versprach er am Dienstag. Die USA drückten den Opfern ihr Beileid aus.

 

Am Vorabend riss eine Bombenexplosion am gut besuchten Erawan-Schrein nach Behördenangaben 20 Menschen in den Tod, 125 weitere wurden verletzt. Unter den Toten waren mindestens drei chinesische Touristen, wie die chinesische Botschaft in Bangkok auf ihrer Webseite bekanntgab.

Der am wichtigen Verkehrsknotenpunkt Rajprasong gelegene Schrein ist der Hindu-Gottheit Brahma gewidmet, aber auch bei Buddhisten und Reisenden aus China beliebt. In dem Viertel stehen auch Luxushotels und Einkaufszentren. In der Gegend drängen sich stets Hunderte Menschen, neben Touristen auch Büroangestellte und Menschen auf Einkaufsbummel.

Nach Angaben der Polizei steckte der Sprengstoff in einem mit Stoff umhüllten Rohr. Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigten, dass die Bombe während der Hauptverkehrszeit mit einem gewaltigen Blitz explodierte.

Regierungschef zeigt sich erschüttert

Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand. Einen terroristischen Hintergrund schloss Verteidigungsminister Wongsuwan nicht aus. Doch Einzelheiten zu den Verdächtigen wollte er nicht nennen. Vor der Attacke hätten den thailändischen Behörden keine Geheimdiensthinweise über eine mögliche Gefahr vorgelegen.

Regierungschef Prayuth zeigte sich erschüttert. „Es gab schon kleine Bomben oder einfach nur Lärm, doch diesmal haben sie es auf unschuldige Leben abgesehen. Sie wollen unsere Wirtschaft zerstören, unseren Tourismus“, erklärte er.

Die thailändische Hauptstadt war vergleichsweise friedlich, seit das Militär im Mai 2014 die zivile Regierung von Yingluck Shinawatra von der Macht putschte. Zuvor hatte es monatelange Proteste der Opposition gegeben, die teilweise in Unruhen gemündet waren. Zuletzt wurde aber immer mehr Kritik am regierenden Militär laut, das Neuwahlen nicht vor 2017 abhalten und umstrittene Verfassungsänderungen umsetzen will.

Im Süden Thailands, wo muslimische Aufständische für einen eigenen Staat kämpfen, ereignen sich immer wieder Bombenanschläge. In Bangkok hat es sie bisher so gut wie nie gegeben.

Die letzten größeren Anschläge in der thailändischen Hauptstadt gab es an Silvester 2006, als bei einer Serie von Bombenexplosionen mindestens drei Menschen getötet und Dutzende verletzt wurden. Drei Monate zuvor hatte das Militär Yinglucks bis heute populären Bruder Thaksin Shinawatra als Ministerpräsidenten gestürzt. Ob Thaksin-Anhänger hinter dem damaligen Anschlag steckten, wurde bis heute nicht geklärt.