Bei einer Explosion in der Metro der Millionenstadt sterben mindestens neun Menschen.

St. Petersburg - Wladimir Putin will sich nicht festlegen. „Die Sicherheitsorgane und Geheimdienste tun alles, um die Gründe des Geschehenen zu klären“, erklärte der russische Präsident nach der Explosion in der Metro von St. Petersburg. Außer Terrorismus könnten es auch technische oder kriminelle Gründe für die Detonation geben, hieß es. Am Montagnachmittag gab es zwischen den Metro-Stationen „Senaja Ploschad“ und „Technologitscheski Institut“ eine Detonation. Nach Angaben der Anti-Terror-NBehörde kamen dabei mindestens neun Menschen ums Leben, über 20 wurden verletzt. Nach anderen Meldungen gab es 10 Tote und 50 Verletzte, unter den Verwundeten seien auch Kinder.

 

Opfer auf dem Bahnsteig

Bilder des staatlichen Fernsehens zeigten am Explosionsort einen Waggon mit herausgesprengter Tür und blutüberströmte Opfer auf dem Bahnsteig. Vor der Station spielten sich chaotische Szenen ab. Der Großeinsatz von Rettungskräften brachte den Verkehr teils zum Erliegen; verzweifelte Menschen versuchten, ihre Angehörigen zu kontaktieren. Die Petersburger Metro wurde komplett geschlossen. Am Nachmittag wurde in einer U-Bahn ein weiterer Sprengsatz entdeckt und entschärft. Der selbstgebaute Sprengsatz sei in der U-Bahnstation am Wosstanija-Platz in der Petersburger Innenstadt „gefunden und rechtzeitig entschärft worden“, teilten die russischen Anti-Terror-Behörden mit.

Dichte Rauchwolken in der Metro

Noch ist unklar, ob Selbstmordattentäter an den Anschlägen beteiligt waren, wie bei den Explosionen im Jahr 2011 in der Moskauer Metro. Ein Einwohner Petersburg sagte der Agentur „RBK“, sein Kollege, der zu den Passagieren des Unglückszuges gehörte, habe ihm eine SMS geschickt: „Zwischen den Stationen gab es eine Explosion, ein Bursche hatte eine Aktentasche stehen lassen, die Tür geöffnet und in den nächsten Waggon gewechselt.“ Eine andere Augenzeugin berichtete „RBK“, sie habe zum Zeitpunkt der Explosion auf einer Rolltreppe zum Bahnsteig der Station „Sennaja Ploschad“ gestanden. Sie habe einen dumpfen Knall gehört und eine Druckwelle gespürt. Am Ende des Bahnsteigs habe sie eine dichte Rauchwolke gesehen. „Es gab keine Panik,“ sagte die Frau.

Angesichts zahlreicher Überwachungskameras auf den U-Bahnsteigen sowie in den Waggons hoffen die Polizei, einen möglichen Täter identifizieren zu können. Nach inoffiziellen Behördenangaben ist ein mutmaßliche Bombenleger von der Videoüberwachung gefilmt worden. „Die Videokameras der Metro haben den mutmaßlichen Urheber der Explosion gefilmt“, sagte ein nicht genannter Behördenvertreter der Agentur Interfax. Nach unbestätigten Angaben wurde der Sprengsatz in einer Aktentasche in dem U-Bahn-Wagen abgelegt.

Alle reden von Terror

Wie Wladimir Putin hielt sich ein Großteil der russischen Politiker mit Kommentaren zurück. Allerdings war auf den Nachrichtenportalen fast aller nichtstaatlicher Medien von Terrorismus die Rede. Franz Klinzewitsch, stellvertretender Vorsitzender des Verteidigungs- und Sicherheitsausschusses im russischen Föderationsrat, erklärte, es handele sich ohne Zweifel um einen Terrorschlag. „Wir haben immer gesagt, die Terroristen betrachteten Russland als ihren Feind Nummer Eins“, zitiert ihn die Agentur „Ria Nowosti“.

„Bisher sind die Ermittlungen erst in den Anfängen, deshalb kann man über die Täter nur Vermutungen anstellen“, sagte der Moskauer Politologe Aschdar Kurtow unserer Zeitung. Aber er halte es für wenig wahrscheinlich, dass es sich um eine Abrechnung zwischen Gangstern handele. „Die Handschrift, ein Bombenanschlag in der U-Bahn, spricht für radikale Islamisten.“ Es sei nicht auszuschließen, dass es sich bei den Tätern um nordkaukasischen Anhänger des terroristischen Islamischen Staates (IS) handele. Seit Mitte der neunziger Jahre verüben nordkaukasische Extremisten Terroranschläge in Russland. Deren Kämpfer überfielen in ihren Heimatrepubliken auch immer wieder Polizeistationen, in manchen Fällen sprengten sich auch Selbstmordattentäter in die Luft.