Experiment
Ein großer Teil der Forschung von António und Hanna Damásio beruht auf einem Spiel, in dem die Probanden zocken müssen. Weil die beiden Forscher über Jahrzehnte an der Universität des US-Bundesstaats Iowa gearbeitet haben, wird es Iowa Gambling Task genannt. Die Probanden sollen aus ihrem Spielgeld mehr machen. Dazu müssen sie Karten ziehen. Auf manchen Karten steht ein Gewinn, auf anderen ein Verlust.

 

Risiken
Die Damásios und ihre Kollegen untersuchen, ob die Probanden begreifen, dass der eine Kartenstapel riskanter ist als der andere. Karten des einen Stapels werfen zwar manchmal hohe Gewinne ab, doch es drohen auch hohe Verluste. Auf lange Sicht – die Spieler ziehen im Verlauf des Experiments 100 Karten – ist der andere Stapel mit den kleineren Gewinnen und kleineren Verlusten ertragreicher.

Reaktionen
Wenn normale Probanden eine Verlustkarte ziehen, sinkt der elektrische Widerstand ihrer Haut, weil sie feuchter wird – ein Zeichen dafür, dass sie unter Druck geraten. Noch bevor ihnen klar wird, dass der eine Stapel riskanter ist als der andere, reagiert ihr Gehirn: Die Hände werden feucht, bevor man eine Karte vom riskanten Stapel zieht.

Defizite
Patienten mit Hirnschäden in der Amygdala oder dem ventromedialen Kortex kommen nicht so weit: Sie reagieren nicht auf Verlustkarten und verlieren oft ihr Spielgeld, noch bevor das Spiel zu Ende ist. Ohne die unangenehmen Gefühle, die durch die feuchten Hände angezeigt werden, kann man keine rationale Strategie entwickeln, sagen die Forscher.

Spiel
Unter „Iowa Gambling Task“ findet man das Spiel im Google Play Store und bei Apples iTunes .

Damásio ist tonangebend auf seinem Gebiet und durch populärwissenschaftliche Bestseller wie „Descartes‘ Irrtum“ auch weit über sein Fach hinaus bekannt. Seine These, dass Rationalität nicht ohne Emotion auskomme, wird von Kollegen auch weitgehend geteilt. Doch dahinter verbirgt sich ein Theoriengebäude, das viele überraschen dürfte und das in der Fachwelt auch kritisch diskutiert wird. Einen solchen Punkt hat Damásio bei einem öffentlichen Vortrag am Dienstagabend im Festsaal der Universität Tübingen erläutert: Gefühle entstehen seiner Ansicht nach, weil sich der Körper selbst beobachtet. Das Gefühl der Angst entsteht beispielsweise, weil das Gehirn registriert, wie Stresshormone ausgeschüttet und die Muskeln angespannt werden, damit man gleich fliehen kann. Die Angst ist Damásio zufolge nicht, wie man denken könnte, Auslöser des Fluchtreflexes, sondern eine Folge davon.

Damásio zitierte eine Studie des finnischen Hirnforschers Lauri Nummenmaa von der Aalto-Universität, der seine Versuchspersonen gefragt hatte, wo sie Gefühle wie Angst, Liebe oder Stolz körperlich spüren. Je nachdem, ob sie mehr oder weniger Aktivität spüren, färbten die Probanden die Regionen in warmen oder kalten Farben ein. Die Durchschnittsbilder zeigen, dass jedes Gefühl mit einem ganz eigenen Aktivitätsmuster einhergeht – was gut zu Damásios Theorie der Gefühle passt. Ohne Beispiele auszuführen, Experimente zu schildern oder auf Einwände seiner Kritiker einzugehen, erläuterte er, warum es die Natur seiner Ansicht nach so eingerichtet habe, dass die Gefühle erst bewusst werden, nachdem der Körper reagiert hat: Auf diese Weise lerne man fürs nächste Mal. Das Gefühl sage einem, ob die Situation gut oder schlecht ist, und das helfe später beim Abwägen von Handlungsoptionen. Auch wenn Gefühle nicht steuerbar sind, so sind sie laut Damásio der Schlüssel zu einer rationaleren Steuerung des Verhaltens.

Zocken im Auftrag der Wissenschaft

Experiment
Ein großer Teil der Forschung von António und Hanna Damásio beruht auf einem Spiel, in dem die Probanden zocken müssen. Weil die beiden Forscher über Jahrzehnte an der Universität des US-Bundesstaats Iowa gearbeitet haben, wird es Iowa Gambling Task genannt. Die Probanden sollen aus ihrem Spielgeld mehr machen. Dazu müssen sie Karten ziehen. Auf manchen Karten steht ein Gewinn, auf anderen ein Verlust.

Risiken
Die Damásios und ihre Kollegen untersuchen, ob die Probanden begreifen, dass der eine Kartenstapel riskanter ist als der andere. Karten des einen Stapels werfen zwar manchmal hohe Gewinne ab, doch es drohen auch hohe Verluste. Auf lange Sicht – die Spieler ziehen im Verlauf des Experiments 100 Karten – ist der andere Stapel mit den kleineren Gewinnen und kleineren Verlusten ertragreicher.

Reaktionen
Wenn normale Probanden eine Verlustkarte ziehen, sinkt der elektrische Widerstand ihrer Haut, weil sie feuchter wird – ein Zeichen dafür, dass sie unter Druck geraten. Noch bevor ihnen klar wird, dass der eine Stapel riskanter ist als der andere, reagiert ihr Gehirn: Die Hände werden feucht, bevor man eine Karte vom riskanten Stapel zieht.

Defizite
Patienten mit Hirnschäden in der Amygdala oder dem ventromedialen Kortex kommen nicht so weit: Sie reagieren nicht auf Verlustkarten und verlieren oft ihr Spielgeld, noch bevor das Spiel zu Ende ist. Ohne die unangenehmen Gefühle, die durch die feuchten Hände angezeigt werden, kann man keine rationale Strategie entwickeln, sagen die Forscher.

Spiel
Unter „Iowa Gambling Task“ findet man das Spiel im Google Play Store und bei Apples iTunes .