Am 29. März startet das neue Antennenfernsehen in den Ballungsräumen der Republik. Was Nutzer beachten müssen, damit der Bildschirm nicht schwarz bleibt.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Zuerst die gute Nachricht: Auch per Zimmer- oder Dachantenne sind künftig viele TV-Sendungen erstmals in „High-Definition“-Qualität empfangbar. Das ermöglicht der neue Standard DVB-T2, der in den meisten deutschen Ballungsräumen am 29. März mit rund 40 HD-Programmen startet. Kabel- oder Satellitenanschluss werden dafür nicht benötigt. Auch mobil kann man per DVB-T2 mit einem kleinen Zusatzstick am Laptop fernsehen. Die schlechte Nachricht: Ohne neue Geräte bleibt wegen der übergangslosen Umschaltung der Bildschirm künftig schwarz. Wer also bisher seine Programme nur über DVB-T schaut, muss nun rasch handeln. Meist wird das Antennen-TV bei Zweitgeräten im Arbeits-, Schlaf- oder Kinderzimmer oder mobil genutzt, weil es aufwendige Installationen erspart. Hier muss nun etwas Geld und Zeit in die Umstellung investiert werden.

 

Wer ist betroffen?

Rund vier Millionen Haushalte empfangen DVB-T, zumeist zusätzlich zum Satelliten- oder Kabelanschluss. In den Ballungsgebieten wird am 29. März umgeschaltet, darunter sind alle großen Regionen wie Stuttgart, Rhein-Neckar, Rhein-Main, Hannover, Hamburg, München und Berlin. In einigen ländlichen Gebieten kommt die Umschaltung schrittweise bis 2019, zum Beispiel im südlichen Baden-Württemberg und in weiten Teilen von Rheinland-Pfalz.

Wann muss man handeln?

Die Initiative DVB-T2 HD informiert Verbraucher, wann die DVB-T-Technik am eigenen Standort umgestellt wird (www.dvb-t2hd.de/empfangscheck). Alleinige Nutzer von Satelliten- oder Kabel-TV sowie Internetfernsehen (IPTV) sind generell nicht betroffen. Wer DVB-T-Programme schaut, wird seit Monaten auch über Laufbänder informiert. Tipps gibt es bei ARD und RTL auf den Teletextseiten 199.

Was ist zu tun?

Für DVB-T2 braucht man den passenden TV-Empfänger mit dem grünen Logo DVB-T2 HD. Ärgerlicher Nebeneffekt: Einige Millionen bisheriger DVB-T-Empfänger werden am 29. März zu nutzlosem Elektroschrott. Als Ersatz sind DVB-T2-Receiver nötig. Die einfachsten Geräte kosten ab 45 Euro, die bisherige Antenne kann weiter benutzt werden. Wenn man darauf achtet, dass die Anschlüsse der neuen Box passen, können auf jedem vorhandenen TV-Gerät die neuen DVB-T2-Programme geschaut werden. Brillante HD-Qualität ist allerdings nur auf besseren digitalen Flachbildschirmen zu sehen.

Kann mein Fernseher direkt DVB-T2 empfangen?

Moderne Fernseher haben oft bereits einen Triple-Tuner für Satelliten-, Kabel- und DVB-T-Empfang eingebaut. Aber nur einige neuere Modelle beherrschen bereits DVB-T2 und die nötige Bildcodierung HEVC. Andernfalls ist die Anschaffung und Verkabelung einer DVB-T2-Box nötig.

Sind DVB-T-Programme weiter kostenlos?

Leider nicht mehr alle. Die öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramme (ARD, ZDF & Co.), deren Ausstrahlung über die monatliche Rundfunkgebühr der Haushalte finanziert wird, gibt es auch per DVB-T2 weiterhin ohne Zusatzkosten. Die privaten Sender kassieren dagegen nun erstmals auch auf diesem Empfangsweg extra und senden nur noch verschlüsselt. Die Abogebühr beträgt 69 Euro pro Jahr. Man braucht für die privaten Kanäle außerdem eine geeignete Decoder-Empfangsbox mit dem Logo „Freenet TV“ oder ein rund 80 Euro teures Decoder-Einsteckmodul für das Fernsehgerät.

Welche Geräte empfolen werden

Welche Geräte sind empfehlenswert?

Wer auf die privaten Programme verzichtet, kommt am billigsten weg, denn es fallen keine Programmkosten an und die Empfänger sind billiger. Die Stiftung Warentest (www.test.de) empfiehlt als einfachste Variante den Empfänger SL30T2 von Comaq für knapp 50 Euro, der auch Sendungen aufnehmen kann. Eine günstige Box, die auch private Programme empfängt, ist die Xoro HRT8720 (ab 61 Euro). Wer auf Netzwerkfunktionen und einen guten Programmführer Wert legt, sollte sich den Schwaiger DTR700HD anschauen (ab 105 Euro). Testsieger mit vordefinierten Mediatheken und Apps wurde der Technisat Digipal Isio HD (ab 139 Euro).

Was bedeutet Freenet TV?

Unter diesem Namen werden die privaten DVB-T2-Programme sowie zusätzliche Internetangebote vom früheren Telekom-Ableger Media Broadcast vermarktet, der inzwischen Teil der Freenet-Gruppe ist. Der Name Freenet TV ist grob irreführend: RTL, Pro Sieben & Co. sind per Antenne nicht mehr gratis, sondern kosten nach der kurzen Einführungsphase ab Juli 2017 jeden Monat 5,75 Euro. Infos unter www.freenet.tv.

Wo lauern Fallstricke?

einige Firmen, ihre Kabel-, Internet- und Satellitenangebote mit dem unzutreffenden Argument zu verkaufen, ohne Wechsel bleibe der Bildschirm schwarz. Das ist glatte Täuschung, bei vorhandenen Kabel-, Satelliten- und DSL/Internetanschlüssen ändert sich überhaupt nichts. Ein Anbieterwechsel ist nicht nötig. Auch beim Gerätekauf muss man aufpassen, besonders bei billigen Online-Angeboten. Das Logo DVB-T2 HD sollte zwingend vorhanden sein, sonst sind Fernseher oder Box in Deutschland unbrauchbar, weil die nötige Spezifikation H.265 für das hiesige Antennenfernsehen fehlt.