Was denken Sie, wenn Sie Usain Bolt laufen sehen?
Dass es, vor allem in der Superzeitlupe, unglaublich ästhetisch aussieht.
Ist es auch glaubwürdig?
Warum soll es einerseits nicht so sein, dass jemand vom lieben Gott mit ganz besonderen Fähigkeiten ausgestattet worden ist?
Und andererseits?
Gab es in Jamaika ganz lange eine Anti- Doping-Agentur, die diesen Namen eigentlich nicht verdient hat. Was das bedeutet, kann sich jeder selbst ausmalen.
Zumal es nicht nur Usain Bolt gibt.
Richtig. Jamaika ist die Sprintnation Nummer eins mit vielen Ausnahmeerscheinungen. Und das ist angesichts der Größe des Landes nicht nur erstaunlich, sondern natürlich auch höchst verdächtig.
Nicht nur Jamaika steht unter Verdacht.
Klar, denn Doping ist eine Mentalitäts- und Bildungsfrage. Und auch eine Frage davon, wie es gesellschaftlich akzeptiert wird. Deshalb ist die Schwelle zum Doping in wenig demokratischen Ländern, in Ländern wie Kenia oder in vielen osteuropäischen Ländern niedriger – ohne dass dies eine rassistische Aussage sein soll.
Wie passt der deutsche Box-Weltmeister Felix Sturm in dieses Raster, der neulich mit dem anabolen Steroid Stanozolol erwischt wurde? Das nahm 1988 schon Sprinter Ben Johnson.
Sein Problem ist offensichtlich: Das Kölner Dopinglabor hat vor drei Jahren, was den Nachweis von Stanozolol angeht, einen riesigen Sprung gemacht. Athleten, die keinen Top-Berater im Hintergrund haben, beißen somit nun ins Gras. Deshalb nehme ich Sturm ab, dass er über den positiven Befund komplett überrascht war. Klasse, wenn die Labors dafür sorgen, dass so jemand nicht durchkommt. Vor drei oder vier Jahren wäre er sicher noch negativ gewesen.
Er hat seine Verteidigung darauf aufgebaut, dass Stanozolol einem Boxer ja gar nichts bringen würde.
Das ist kompletter Unsinn. Muskelaufbau, Regeneration, aber auch Leistungsbereitschaft und Konzentration – da helfen Anabolika natürlich.