Wegen einer Demo vor den Toren der Kelley-Baracks ist es am Montagmorgen zu Verkehrsbehinderungen in Stuttgart gekommen. Die Polizei sperrte die Plieninger Straße.

Stuttgart - Mit einem „Schlussakkord dem Drohnenmord“ hat die Musikergruppe Lebenslaute am Montag vor den Kelley Barracks in Möhringen gegen die US-Kommandozentrale Africom protestiert. Unterstützt wurde die Aktion von der Stuttgarter Friedensorganisation Ohne Rüstung Leben (ORL).

 

Bei der Stadt angemeldet war die öffentliche Kundgebung von 10 bis 13 Uhr, doch Mitglieder des bundesweiten Netzwerks Lebenslaute umgingen den Zeitplan ganz bewusst. Bereits um kurz nach 6 Uhr in der Früh teilten sich die rund 80 Aktivisten auf und blockierten die Zufahrten der vier rund ums Areal gelegenen Zugänge zur amerikanischen Kaserne. „Das machen wir immer so. Wenn wir erst um 10 Uhr gekommen wären, zu der Zeit, zu der das Konzert angekündigt war, hätte die Polizei die Situation besser im Griff gehabt“, sagte ein Lebenslaute-Sprecher und nannte es „Teil des Konzepts“. Denn: „Wir setzen auf zivilen Ungehorsam und nehmen für unsere Ziele auch Gerichtsverfahren in Kauf.“

Der Plan ging insoweit auf, als die städtischen Ordnungsbediensteten und die Polizei eine ganze Weile brauchten, um der Sache Herr zu werden. Gegen 8.30 Uhr waren die Blockaden an den Nebentoren aufgelöst. Nur an einem Zugang bei der Ohnholdstraße gab es zunächst Widerstand. Die Polizei forderte die dort versammelten 35 musikalischen Aktivisten über Lautsprecher auf, ihren Platz zu räumen. Diese weigerten sich, ließen sich dann aber ohne Murren von der Straße wegtragen.

Auch vor dem eigentlichen Platz der Kundgebung, dem Hauptzugang an der Plieninger Straße, gab es zunächst einen Disput darüber, wo genau sich das 80-köpfige Orchester aufstellen dürfe. „In Absprache mit den amerikanischen und deutschen Polizisten wurde der Versammlungsraum dann um ein paar Meter erweitert“, so ORL-Sprecher Paul Russmann. Damit sah er das Problem, auch dank des Einsatzes der drei Beamten des Anti-Konflikt-Teams der Polizei, einvernehmlich gelöst.

Gegen 10.40 Uhr begann der eigentliche Auftritt. Die mit Orchesterinstrumenten ausgestattete Gruppe samt Chor intonierte klassische Stücke von Mozart und Beethoven, neuzeitliche Werke von Leonard Bernstein und Rio Reiser sowie Lieder aus der Antikriegsbewegung. Zwischen die 13 musikalischen Darbietungen wurden mehrere kürzere Statements eingestreut. „Hier in den Kelley Baracks werden die Ziele definiert und die Todeslisten erstellt. Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass damit von deutschem Boden Krieg ausgeht und unser Grundgesetz somit jeden Tag missbraucht wird“, prangerte ein Sprecher die „völkerrechtswidrigen Angriffe mit fliegenden Mordmaschinen“ der Amerikaner, aber auch die Duldung durch alle deutschen Instanzen (Bund, Land, Stadt) an.

Eine kurze Rede wurde auch in englischer Sprache gehalten, gerichtet „an die Menschen hinterm Zaun“. Die US-Militärs wurden aufgefordert, ihre Handlungen „als Menschen zu überdenken“ und nicht nur als Soldaten zu funktionieren.

„Schöne Musik, um die Herzen zu erreichen“, beschrieb Paul Russmann die in seinen Augen „sehr eindrucksvolle Atmosphäre“ der Kundgebung, die von rund 170 Teilnehmern besucht wurde.

Zur geplanten Übergabe von 13 000 Unterschriften, die von der ORL im Lauf eines Jahres mit der Forderung zur Schließung des Africom gesammelt worden waren, kam es nicht. „Es ist schade, dass die US-Leute nicht in der Lage waren, einen Repräsentanten rauszuschicken“, kritisierte Russmann das „nicht kommunikative Verhalten“ der Hausherren.

Für die Polizei endete die Kundgebung um 12 Uhr ohne weitere Zwischenfälle. Gegen 13 Uhr wurde die knapp vierstündige Teilsperrung der Plieninger Straße zwischen Möhringen und Hohenheim aufgehoben.