Fast täglich kommt es in Frankreich zu antisemitischen Anschlägen. Die Menschen sind verunsichert. Einige Juden überlegen sich, das Land zu verlassen.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Paris - Moïse Journo lacht laut auf. Die Gäste im Restaurant Pitzman in der Rue Pavée recken neugierig die Köpfe und blicken kurz hinüber zu dem Ecktisch. „Wovor soll ich Angst haben?“ fragt Journo, streicht sich amüsiert durch seinen langen, grauen Bart, beugt sich weit über den Tisch und fügt sehr leise, fast flüsternd hinzu. „Wir Juden haben die Shoah überlebt, danach hat man keine Angst mehr.“ Der Holocaust und der Horror der Nazi-Zeit sind die Dimensionen, in denen sich der 70-Jährige mit seinen Gedanken bewegt. Die Tagespolitik ist für ihn allenfalls ein interessantes Beiwerk des Lebens, das er distanziert zur Kenntnis nimmt.