Für viele Pendler ist die Stuttgarter Straße in Unteraichen eine beliebte Abkürzung. Anwohner sind genervt. Im Zuge einer Straßensanierung soll hier nun baulich etwas gegen die Durchfahrenden unternommen werden.

Wie viele Autos täglich durch das Wohngebiet in Unteraichen fahren, weiß niemand so genau. Als gesichert gilt jedoch die Erkenntnis, dass der Stadtteil von vielen Berufspendlern, die nicht über die Autobahn kommen, auf ihrem Weg in das Industriegebiet im Norden Leinfeldens durchquert wird. Vor allem die nördliche Stuttgarter Straße, die eigentlich den Anliegern vorbehalten ist, wird dafür genutzt.

 

Die Stadt möchte eine nun fällige Straßensanierung nutzen, um das Erscheinungsbild der Stuttgarter Straße zu verändern und ihr einen stärkeren innerörtlichen Charakter zu geben. Unter anderem soll die derzeit kerzengerade Straße einen kleinen Schwenk in der Mitte bekommen. Ob dies tatsächlich dazu führt, dass viele Berufspendler den Weg künftig meiden, muss die Praxis zeigen.

Stuttgarter Straße zu Stoßzeiten verstopft

„Die meisten Leute fahren dort regelmäßig. Sie werden weiter dort fahren.“ Mit ihrer Skepsis ist die Stadträtin Sabine Onayli (LE Bürger/Demokratie in Bewegung), die lange in Unteraichen gewohnt hat, nicht allein. Bereits heute ist die Straße zu den Stoßzeiten regelmäßig verstopft. Wenn die Straße nun optisch verengt wird, könnte das Verkehrschaos zunehmen, so die Befürchtung. „Es staut sich jetzt schon“, berichtet Onayli.

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Dass viele Berufspendler verbotenerweise durch das Wohngebiet fahren, liegt auch daran, dass der offizielle Weg offenbar vielen Autofahrern unattraktiv erscheint. Eine Kontrolle scheint nicht effektiv möglich zu sein. Wer aus Richtung Musberg oder Oberaichen in das Industriegebiet im Norden Leinfeldens möchte, muss eigentlich von der Stuttgarter Straße eine Schleife in die Max-Lang-Straße und die Maybachstraße drehen. Das ist ein ziemliches Hin und Her mit einigen Ampeln, einem Bahnübergang und Kreuzungen. Der Weg durch den Teil der Stuttgarter Straße, der den Anliegern vorbehalten ist, erscheint wohl vielen Pendlern kürzer und bequemer.

Parksituation ist angespannt

Und es ist nicht allein der fließende Verkehr, der den Anwohnern Kopfzerbrechen bereitet. Auch die Parksituation ist angespannt. „Es ist komplett zugeparkt“, beschreibt die Stadträtin Onayli die Lage. Offenbar parken viele Mitarbeiter der Unternehmen des Industriegebiets ihre Fahrzeuge in den angrenzenden Wohngebieten.

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Dass im vergangenen Jahr mit Daimler Trucks ein weiteres Unternehmen mit rund 2000 Mitarbeitern in das Gebiet gezogen ist, hat bei vielen Anwohnern mit Blick auf die Parkplatzsituation zu Sorgen geführt. Allerdings habe sich der Parkdruck bisher durch die neuen Daimler-Mitarbeiter nicht verschärft, berichtet Onayli. „Es war schon vor Daimler voll“, sagt sie. Und zurzeit entschärfe Corona die Parksituation, weil kaum noch Messebesucher oder Flugreisende in den Wohngebieten parkten.

Bessere Verkehrsführung in Leinfelden

Neben der Neugestaltung der Stuttgarter Straße werden bereits weitere Veränderungen für eine bessere Verkehrsführung in Leinfelden diskutiert. Vor allem die sogenannte Nordspange könnte dazu beitragen, dass viele Autofahrer den Weg über die Maybachstraße um Unteraichen herum wählen würden. Die Nordspange ist eine kurze Verbindungsstraße von der Stuttgarter Straße in die Max-Lang- und die Maybachstraße. Allerdings wird das Projekt, sollte es jemals verwirklicht werden, noch viele Jahre dauern. Unter anderem wegen den dortigen Gleisen ist es schwer, zu planen, und es ist teuer.

Die Stadtverwaltung hofft indessen, dass die nördliche Stuttgarter Straße nach dem Straßenumbau unattraktiver für Nicht-Anwohner wird. Es würden Bäume entlang der Straße geplant, ein neues Bushäuschen und ein Schwenk in der Mitte des jetzigen zweiten Bauabschnitts. Dies solle der Straße einen stärkeren innerörtlichen Charakter geben, führt der Erste Bürgermeister Benjamin Dihm aus. „Der Verkehrsraum wird neu geordnet“, fasst er die Pläne zusammen.

Leitungen werden erneuert

Dass die Stuttgarter Straße gerade jetzt angegangen wird, hängt mit Plänen der Netze BW zusammen, die dort ihre Leitungen erneuern muss. Nach dem Bekanntwerden der Straßenbaupläne haben die Stadtwerke angekündigt, ebenfalls Leitungen zu erneuern. Und wenn die Straße ohnehin schon einmal aufgerissen wird, soll die Chance zur Neugestaltung des Straßenraumes aus Sicht der Stadtverwaltung gleich ergriffen werden. „Die Möglichkeit zur Umgestaltung der Stuttgarter Straße ist jetzt gegeben“, sagt Dihm. Allerdings steht der Baubeschluss des Gemeinderates noch aus. Er könnte im April erfolgen. Anschließend könnten die Arbeiten ausgeschrieben werden. Bis Mai 2023 soll die neu gestaltete Straße fertig sein.