Anwohner werfen dem DRK vor, eine Wiese verkommen zu lassen, damit es sie für seine Neubaupläne nutzen kannn. Das DRK weist die Kritik zurück.

S-Nord - Auf dem Gelände des DRK-Seniorenzentrums Haus auf dem Killesberg an der Lehnbachstraße soll eine neue Wohnanlage entstehen. Die Senioren, die derzeit in der noch bestehenden Anlage leben, müssen aber nicht wer weiß wohin ziehen. Wenn ihr Heim abgerissen wird, können sie in einen Neubau auf dem Gelände umziehen. Das haben die betagten Bewohner des Heims durch ihren hartnäckigen Widerstand gegen die Pläne des Kreisverbands des Deutschen Roten Kreuzes durchgesetzt. Derzeit leben noch 19 von ihnen im betreuten Wohnen und 35 im Pflegebereich. Damit sollte eigentlich alles gut oder fast gut sein. Aber: Die Anwohner sind von den Plänen nicht begeistert.

 

Rund ein Dutzend Nachbarn hat sich zusammengeschlossen. Gegen die Neubebauung sind sie nach Auskunft von Peter Hölzle und Julia Kielwein-Hölzle nicht. Aber sie fürchten, dass die etwa 5000 Quadratmeter große Wiese mit dem alten Obstbaumbestand hinter ihren Häusern, die direkt an dem Neubaugebiet liegt, durch die Bauarbeiten zur Brache wird. Zwar hätten der DRK-Kreisverband und die Siedlungswerk GmbH einen Erhalt der Wiese zugesichert. Doch die ersten Anzeichen dafür, dass dieses Versprechen nicht gehalten wird, seien schon erkennbar. „Die Wiese, die auch Frischluftschneise ist, wird nicht mehr gepflegt. In einer Ecke gibt es eine Abfalldeponie, auf der noch der große Weihnachtsbaum vom vergangen Jahr liegt. Und es wurde beobachtet, dass Heimbesucher mitgebrachten Grünabfall dort abladen. Außerdem wird die Ecke als Toilette benutzt“, sagt Peter Hölzle und ärgert sich, dass auch die leckeren Mirabellen, Äpfel und Zwetschgen nicht geerntet werden. „Weil die Äste mit Obst überladen sind, häufen sich die Astbrüche. Irgendwann sterben die Bäume ab“, ist er überzeugt und zeigt auf einen Pflaumenbaum, in den der Blitz eingeschlagen hat. „Auch das Totholz wird nicht weggeräumt.“

DRK und Siedlungswerk sichern Erhalt der Wiese zu

Für Hölzles und ihre Mitstreiter sind das Indizien dafür, dass das Deutsche Rote Kreuz und die Siedlungswerk GmbH als Bauherren das Grundstück verkommen lassen, damit auf der Fläche bei Baubeginn Maschinen und Baumaterial gelagert werden und die Baufahrzeuge anfahren können und um zusätzlich Fläche für die Bebauung zu gewinnen. Eine Zerstörung des Streuobstwiesenidylls, in dem Igel, Fledermäuse und Insekten ein Zuhause haben und auf dem sich tatsächlich auch Fuchs und Hase gute Nacht sagen, ist für die Anwohner nicht hinnehmbar. „Wir haben hier ein Biosphärenreservat im Westentaschenformat mitten im Stuttgarter Norden. Und das soll auch so bleiben“, fordert Hölzle.

Sowohl das Siedlungswerk wie auch der DRK-Kreisverband weisen die Befürchtungen der Anwohner als unbegründet zurück. DRK-Sprecher Udo Bangerter räumt zwar ein, dass man „mit der Pflege der Wiese dieses Jahr etwas in Verzug“ sei. Er begründet das aber damit, dass der Hausmeister krank und auch in Urlaub war. Eine weitere Befürchtung der Anwohner, dass die Verkehrsbelastung durch die Neubebauung – immerhin soll ein Stadtquartier mit 44 Pflegewohnungen, 45 Einheiten für betreutes Wohnen, 45 stationären Pflegeplätzen und 51 Wohnungen für Familien entstehen – weist er ebenfalls zurück. Als Beispiel nennt er die DRK-Anlage im Sommerrain. „Dort konnten wir die vorgesehne Tiefgarage nicht verwirklichen. Die Nachbarn hatten ebenfalls Sorge, dass sie durch den Verkehr zu sehr belastet werden. Und obwohl die Verhältnisse dort beengter sind als in der Lehnbachstraße, gibt es dort keine Probleme“, sagt er.

Die Anwohner sind trotz der Versicherungen von Siedlungswerk und DRK erst beruhigt, wenn die Entwürfe der Architekten zur Bebauung vorliegen. Das wird am 19. Oktober der Fall sein. Bis zum Baustart werden dann noch etwa drei Jahre ins Land gehen. Bis zum Abriss des Seniorenzentrums hat die Stadt 32 Appartements in Zwischennutzung für Klinikmitarbeiter angemietet. Das Behindertenzentrum will maximal 31 Appartements anmieten.