Die Mitglieder des Vaihinger Bezirksbeirats unterstützen die Anwohner in ihrem Kampf gegen eine Terrasse. Sie beschweren sich über Ruhestörungen, belegte Parkplätze und fehlende Nachtruhe.

Vaihingen - Auf gut Schwäbisch hat das doch irgendwie ein Geschmäckle, meint Andrea Cuberli. Sie hält sich zunächst zurück, liest von einem Papier ab, um nichts durcheinander zu bringen. Dann lässt sie sich doch dazu hinreißen, in dem Vorgehen der Stadt mehr zu sehen als nur einen Verwaltungsvorgang, der ihr gehörig gegen den Strich geht. Das ist, bevor sie an Wolfgang Meinhardt, den Vaihinger Bezirksvorsteher, eine Unterschriftenliste mit rund 60 Namen überreicht. Später, so viel sei verraten, wird es hitziger zugehen.

 

Der Griff nach einem dünnen Strohhalm

Zum Hintergrund: einige Anwohner des Wohngebiets im Viereck von Haupt-, Bassermann-, Iffland- und Ackermannstraße nutzten am Dienstag die „Fünf Minuten für Bürger“ in der Vaihinger Bezirksbeiratssitzung, um sich Unterstützung zu verschaffen. Die Unterschreiber stören sich an dem Lärm, den sie erleiden müssen, weil neben ihren Häusern zwei Kneipen beheimatet sind. Sie befürchten noch mehr Lärm, weil eine davon, der Irish Pub The Auld Rouge, eine Baugenehmigung für eine Terrasse bekommen hat – obwohl kurze Zeit später der Aufstellungsbeschluss für einen neuen Bebauungsplan gefasst worden war. Und die andere Lokalität, das Vaihinger Drive, will auch noch bauen (wir berichteten).

„Die meisten Anwohner sind entsetzt“, sagt Cuberli. Die Ruhestörungen, die belegten Parkplätze, die Nachtruhe, vielleicht könnte ja der Bezirksbeirat helfen. Doch bevor es soweit ist, müssen sich die Unterschreiber gedulden. Also sitzen sie noch zweieinhalb Stunden auf den Stühlen, während die Lokalpolitiker über andere Themen reden. Der Strohhalm ist ein dünner, nach dem die Anwohner greifen. Jahrelang haben sie sich gegen die Bauwünsche des Pub-Besitzers gewehrt, Einsprüche eingelegt, mit Gericht gedroht. Es geht um eine Terrasse von sechseinhalb auf sieben Meter, mit vier Tischen und 16 Stühlen. Die Stadt hat im November die Genehmigung erteilt, Unterschriften sollen richten, was juristische Argumente nicht vermochten.

Auch die Lokalpolitiker können nichts ausrichten

Die Lokalpolitiker springen ihnen bei, mehr symbolisch freilich, denn eigentlich können auch sie nichts ausrichten. „Die Frist ist verstrichen“, sagt Konrad Ruf von den Freien Wählern. „Ich bedaure, dass wir erst so spät davon erfahren haben“, meint Christa Tast von den Grünen. „Vielleicht könnte man den Betrieb so einschränken, dass es sich wirtschaftlich nicht lohnt“, sagt der SPD-Mann Sven Ostertag. Sein Stichwort ist der Auftakt zu einem Gezerre um Minuten. Sollen Menschen mittags essen dürfen? Soll es ihnen erlaubt sein, zur besten Sendezeit, während des Tatorts, ein Bier zu trinken? Wutbürger links, zunehmend genervte Lokalpolitiker rechts. Und mittendrin Gerhard Wick von SÖS/Linke, der in Monologen Partei für die Anwohner ergreift, bis ihm das Wort abgeschnitten wird.

Letztlich steht das Verdikt fest. Das Baurechtsamt soll die Baugenehmigung zurücknehmen, und die Außenbewirtschaftung soll nur bis 21 Uhr erlaubt sein. Ob die Stadt sich daran hält, wird sich zeigen.