AOK-Landeschef Johannes Bauernfeind Diese Besonderheit gibt es im Land bei der hausärztlichen Versorgung

AOK-Chef Johannes Bauernfeind Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Gibt es in Baden-Württemberg bei der Gesundheitsversorgung ein Gefälle zwischen Großstadt und Land? Der AOK-Vorstandsvorsitzende Johannes Bauernfeind hat dazu eine klare Meinung.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

AOK-Chef Johannes Bauernfeind rechnet vorerst mit keinen Versorgungsengpässen.

 

Herr Bauernfeind, wie beurteilen Sie die medizinische Versorgung der Bevölkerung in Stuttgart?

Die ärztliche Versorgung von Stuttgart ist – Stand heute und gemessen an der vertragsärztlichen Bedarfsplanung – sehr gut. Von einer Unterversorgung ist Stuttgart weit entfernt. Mit rund 97 Prozent Versorgungsgrad in der hausärztlichen Versorgung liegt Stuttgart nahe am Sollwert. Bei der fachärztlichen Versorgung haben wir einen Versorgungsgrad von rund 110 Prozent – und teilweise sogar noch sehr viel mehr. Einzig bei der Kinder- und Jugendpsychiatrie erreichen wir nur einen Versorgungsgrad von rund 55 Prozent. Allerdings ist dies ein Problem im ganzen Land.

Werfen wir doch einmal einen Blick dorthin: Wo ist die Versorgung besser, wo eventuell deutlich schlechter?

Der Befund einer sehr guten ärztlichen Versorgung gilt für ganz Baden-Württemberg. Über alle Fachgruppen hinweg gibt es bei uns kaum freie fachärztliche Arztsitze. In der hausärztlichen Versorgung gilt für Baden-Württemberg die Besonderheit, dass es nur ein geringes Gefälle zwischen den Ballungszentren und den ländlichen Regionen gibt. So verfügt etwa Münsingen auf der Schwäbischen Alb über eine dichteres Hausarztnetz als Stuttgart.

Wird sich wegen des demografischen Wandels die Situation verändern?

Trotz intensiver Förderaktivitäten werden kurz- und mittelfristig nicht sämtliche freie Arztsitze im Land und in der Region Stuttgart besetzt werden können. Dennoch erwarten wir für die Region auch in den nächsten Jahren eine stabile und qualitativ hochwertige Versorgung. Dies schließt punktuelle und situative Probleme und Engpässe nicht aus. Dafür werden wir Lösungen entwickeln. Dazu zählen auch telemedizinische Angebote – nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung der bisherigen Behandlungsformen.

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