Mit feiner Streuobstwiesen-Note: Im Bauernhausmuseum in Gebersheim lernen Kinder, dass das beliebte Getränke nicht von selber ins Glas kommt.

Leonberg - „In meinem kleinen Apfel, da sieht es lustig aus: Es sind darin fünf Stübchen, grad wie in einem Haus.“ Das singen die Kinder (hoffentlich) im Kindergarten. Aber Apfelsaft kennen sie nur aus dem Tetrapak - und ahnen nicht, wie mühsam, kräftezehrend und zeitraubend ihre Vorfahren einst aus Äpfeln das kostbare Getränk gepresst haben.

 

Damit die Jüngeren das einmal miterleben können, gab es jetzt im Bauernhausmuseum wieder einmal eine Reise in die Vergangenheit, als die Bäuerin Wilhelmine noch schaffig in Haus und Hof unterwegs war: ‚Ausgepresst’ - Kinder machen sich ihren Apfelsaft.

Die siebenjährige Elke ist mit Feuereifer und roten Backen dabei: Äpfel von den umliegenden Streuobstwiesen in Bio-Qualität werden von kleinen Händen sorgfältig gewaschen und in das Apfelmahlwerk gefüllt.

Die Äpfel werden mit Mahlsteinen gepresst

Dann muss aber schon ein starker Mann ran, um mit Mahlsteinen die Äpfel zu pressen. Unten kommt die Maische heraus. Elke ruft: „Das läuft doch schon über!“ Also wird die Maische in die Presse geschüttet. Und wieder ist Manneskraft vonnöten, um jetzt die Maische in der Apfelpresse mit Kanthölzern auszupressen, was unter viel Ächzen und Stöhnen passiert. Und siehe da: Der golden schimmernde Saft, frisch gepresst, kann jetzt ins Glas, um probiert zu werden. Man kann ihn gleich trinken. Oder aber er kommt ins Fass, wo er zu Apfelmost vergoren wird. Der wird dann im kommenden Jahr bei der Hocketse im Garten ausgeschenkt.

Ein Schluck, und sofort ist klar: Das schmeckt ja ganz anders als aus dem Supermarkt, denn er ist weder gefiltert noch aufgekocht! Köstlich, voll, rund, aromatisch und glucksend im Abgang mit feiner Streuobstwiesen-Apfelnote!

Aber Elke kann noch mehr: Spontan bietet sie gratis eine fachkompetente Führung durch das Bauernhausmuseum Gebersheim an in vergangene Zeit-Räume, als die Bäuerin Wilhelmine noch im Haus gewirtschaftet hat und ein Arbeitstag schon mal über siebzehn Stunden dauern konnte. Da mussten Kühe in aller Frühe gefüttert und gemolken werden, und auch Schweine und Geflügel verlangten nach Fürsorge.

Im Herd wurde Feuer gemacht, der als Kochgelegenheit und Heizung zugleich diente. Bauer Fritz war ja mit dem Gaul schon vor Tagesanbruch aufs Feld.

Bald gibt’s auch noch Sauerkraut

Elke erklärt: „Das hier ist eine alte Schleifmaschine, da eine Waage und hier ein Waschzuber.“ Alte Gerätschaften aus einer Zeit, als man noch in den zyklischen Jahresablauf eingebunden war: „Letztes Jahr, bei der Apfelernte...“

„Und hinten“, freut sich Elke, „geht es in unseren Garten: Unter dem alten Baum sammeln wir gerade viele Kastanien, ich weiß gar nicht, ob die vielleicht essbar sind...“

Und richtig: Eine ganze Gruppe Kinder tummelt sich hier wie einst, als Wilhelmine große Wäsche gemacht hat!

Und was steht jetzt noch an im Gebersheimer Bauernhaus? Natürlich: Sauerkraut muss gemacht werden. Das steht am Samstag, 20. Oktober, auf dem Programm, und ist eine Mordsarbeit!

Im Vorfeld von Allerheiligen werden am Samstag, 27. Oktober, große und kleine Kürbisgeister geschnitzt. Nach dem St. Martins-Zug am 12. November, auf den sich Elke besonders freut, weil er in „ihrem“ Garten endet, ist dann endlich Ruh’ im Stall! Eben Winter.