Eine neue Apple Watch kombiniert mit einer Bezahlfunktion, das ist die Innovation, mit der Apple-Chef Tim Cook aus dem Schatten seines Vorgängers Steve Jobs heraustreten will. Doch bisher ist dies ein Nischenmarkt – und der ist von der Konkurrenz gut bestellt.

Stuttgart - Der angekündigte Einstieg von Apple in den Markt für mobile Bezahlsysteme hat nach der neuesten Produktpräsentation des IT-Konzerns in San Francisco am meisten Wellen geschlagen. Weit mehr als die aktualisierten Version des iPhone war die Kombination einer so genannten Apple Watch mit einer mobilen Bezahlfunktion die Neuheit, mit der Apple seinen zuletzt angeschlagenen Ruf als innovatives Unternehmen festigen wollte. „Apple wettet wieder einmal darauf, dass man dort Erfolg haben kann, wo andere Mühe hatten“, kommentierte das „Wall Street Journal“ den seiner Ansicht nach kühnen Schritt, mit dem der Apple-Chef Tim Cook endgültig aus dem Schatten eines großen Vorgänger Steve Jobs heraustreten wolle. Die New York Times kommentierte die Präsentation zurückhaltend: „Die Firma betritt damit ein schon ziemlich überlaufenes Feld.“ Der Börsenkurs reagierte kaum.

 

Sowohl so genannte Smartwatches, also Mini-Smartphones fürs Handgelenk, als auch mobile Bezahlsysteme sind von Konkurrenten teilweise schon vor Monaten oder Jahren auf den Markt gebracht worden. Der koreanische Hersteller Samsung, der bei Smartphones mit einem Marktanteil von etwa 30 Prozent inzwischen doppelt so viel Geräte wie Apple verkauft, hat seine Smartwatch im Frühjahr auf dem Mobile World Congress in Barcelona präsentiert. Auch an den für das berührungslose Bezahlen nötigen Standard NFC angepasste Geräte sind nicht neu. Nokia präsentierte bereits 2006 ein so ausgestattetes Handy. In Asien, vor allem Japan, wird schon häufig mobil beszahlt.

Smartwatches sind bisher ein Nischenprodukt

Bisher ist der Markt für Smartwatches noch winzig. Nach Schätzungen des Marktspezialisten IDC werden in diesem Jahr voraussichtlich 19 Millionen dieser Geräte verkauft – im Vergleich zu 1,2 Milliarden Smartphones. Dennoch weckt Apples Einstieg Erwartungen, dass dem Unternehmen, das nicht nur für das Styling, sondern auch die Funktionalität seiner Produkte bekannt ist, hier ein ähnlicher Erfolg gelingt wie bei Smartphone und Tablet. Auch solche Geräte waren teilweise schon lange vor Apples Auftritt auf dem Markt.

Das auf IT-Lösungen für Banken spezialisierte Stuttgarter Unternehmen GFT warnt jedenfalls die deutsche Finanzbranche davor, den Auftritt von Apple zu unterschätzen. „Deutsche Banken und Sparkassen waren sich in der Vergangenheit selten einig. Die Folge sind viele Insellösungen statt einheitlicher Ansätze etwa bei zukunftsweisenden Bezahlsystemen – zum Nachteil der Kunden“, sagt GFT-Chef Ulrich Dietz. Diese Angebote würden nicht nur durch Apple, sondern auch durch das Google-Angebot „Wallet“ überholt.

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