Apple steht unter Druck: Firmenchef Tim Cook muss sich anhören, dass dem Konzern seit dem Tod seiner Ikone Steve Jobs nichts mehr einfällt. Durch den Kauf von Beats versucht Apple nun, mit etwas Neuem Schlagzeilen zu machen.

Stuttgart - Apple hat Probleme, von denen die meisten Unternehmenschefs nur träumen können. Firmenchef Tim Cook sitzt wie Dagobert Duck auf einem Geldspeicher und verfügt über Barreserven in Höhe von mehr als 150 Milliarden Dollar. Das Unternehmen weiß nicht wohin mit dem Geld und steht deshalb immer wieder unter dem Druck von mächtigen Aktionären wie Carl Icahn, die Mittel doch an die Eigner auszuschütten.

 

So ist der Preis von drei Milliarden Dollar für Beats für den iPhone-Konzern nicht mehr als Kleingeld. Eine Überraschung ist der Deal aber mit Blick auf die bisherige Strategie von Apple. Üblicherweise sind Übernahmen der Kalifornier im Bereich von einigen Hundert Millionen Dollar angesiedelt. Dass sich der Konzern mit der bisher teuersten Übernahme in der Unternehmensgeschichte nun ausgerechnet Beats einverleibt, ist die zweite Überraschung. Das Unternehmen stellt vor allem hochwertige Kopfhörer her, die mit ihrem „b“-Logo bei Jugendlichen Kultstatus genießen. Dass es Apple bei dem Kauf um die Kopfhörer geht, ist allerdings eher unwahrscheinlich. Weniger, weil die eigenen in Weiß gehaltenen Earpods selbst Kultstatus haben. Apple stellt in seiner eigenen Mitteilung über den Kauf nicht Beats Electronics, den Hersteller der Kopfhörer, in den Vordergrund, sondern Beats Music, einen erst vor wenigen Monaten gegründeten Streamingdienst. Diese Abodienste ermöglichen es den Kunden, gegen Zahlung eines monatlichen Festbetrags Songs abzurufen. Streamingdienste gelten gegenwärtig als der am schnellsten wachsende Sektor im Musikgeschäft.

Auf der Suche nach etwas Neuem

Weshalb ausgerechnet Beats für Apple so besonders attraktiv ist, erschließt sich nicht sofort. Angeblich hat der Dienst erst etwa 110 000 Abonnenten. Zum Vergleich: Marktführer Spotify hat erst vor einigen Tagen verkündet, dass jetzt zehn Millionen Kunden in der Abonnentenkartei stehen. Aber Apple steht unter gewaltigem Druck, wieder mit etwas Neuem Schlagzeilen zu machen. Tim Cook muss sich ohnehin anhören, dass dem Konzern seit dem Tod seiner Ikone Steve Jobs nichts mehr einfällt. Der Kauf eines Unternehmens ist nicht unbedingt innovativ, aber es wäre andererseits vermessen, von Apple in kurzen Abständen immer wieder neue Produkte wie iPhone und iPad zu erwarten.