Der Apple-Konkurrent Samsung profitiert vom Smartphone-Erfolg. Experten rechnen aber mit einer Abkühlung des Wachstums der Koreaner bis zum Jahresende.

Stuttgart - Der südkoreanische Elektronikriese Samsung hat dank seiner erfolgreichen Galaxy-Smartphones erneut einen Rekordgewinn eingestrichen. Der Weltmarktführer bei den Alleskönnerhandys konnte nach Angaben vom Freitag sein Betriebsergebnis im dritten Quartal binnen Jahresfrist auf 5,6 Milliarden Euro nahezu verdoppeln. Auch florierende Geschäfte mit Fernsehern kompensierten locker den schwächeren Chipabsatz und die geringeren Display-Bestellungen des US-Rivalen Apple – Samsungs größter Kunde und zugleich größter Konkurrent.

 

Der Gesamtumsatz lag nach den vorläufigen Zahlen bei umgerechnet 38,8 Milliarden Euro und damit im Rahmen der Konzernziele. Für Samsung ist es bereits das vierte Rekordquartal in Folge. Für das Gesamtjahr peilt der Konzern einen Gewinn von gut 19 Milliarden Euro an. Rund zwei Drittel ihres Gewinns machen die Koreaner im boomenden Smartphone-Bereich. Der Marktforscher Gartner erwartet, dass 2012 bis Jahresende weltweit 650 Millionen Smartphones verkauft werden. 2011 waren es noch 472 Millionen Geräte gewesen.

Im abgelaufenen Quartal hat Samsung 58 Millionen Handys verkauft, davon 20 Millionen Modelle des neuesten Smartphones Galaxy S III. „Samsung hat zweifelsohne großen Erfolg mit der Galaxy-Serie, und im dritten Quartal wird der Marktanteil sicher noch besser ausfallen als vorher“, sagte Gartner-Analystin Annette Zimmermann gegenüber der StZ. Dabei habe auch eine Rolle gespielt, dass viele iPhone-Nutzer auf das neue iPhone 5 gewartet hätten, das im September auf den Markt gekommen war. Im zweiten Quartal hatte Samsung mit 21,6 Prozent den größten Anteil am globalen Handymarkt. Bei den Smartphones waren es sogar 30 Prozent (Apple: 18,8 Prozent).

„Samsung drückt Preise in den USA

Zum Jahresende rechnen Branchenexperten allerdings mit einem Ende des rasanten Wachstumskurses der Südkoreaner. So muss Samsung mehr für Marketing ausgeben, um dem neuen iPhone 5 von Apple die Stirn zu bieten. Außerdem ist das Unternehmen im Patentstreit mit dem Rivalen zur Zahlung von einer Milliarde Dollar verurteilt worden und muss sich auf höhere Boni für die Mitarbeiter einstellen.

„In den USA beobachten wir, dass Samsung seit ein paar Tagen seine Preise drückt, um den Marktanteil zu halten“, sagte Zimmermann. Dies sei durch Apples iPhone 5 gerade sehr schwierig. „Ich gehe davon aus, dass Samsung diese Strategie auch in anderen Regionen fahren wird, was letztendlich Einbußen bei den Margen im vierten Quartal bedeuten wird“, so Zimmermann. Im vierten Quartal 2011 habe es Apple allerdings auch geschafft, die Nummer eins im nordamerikanischen Markt zu werden. „Das kann dieses Jahr auch wieder klappen“, sagte die Analystin.

Längerfristig müsse Samsung an seiner Schwachstelle Software arbeiten, um gegen andere Anbieter weiter so gut konkurrieren zu können, ist Zimmermann überzeugt. Software sei schon immer eine Schwachstelle bei Samsung gewesen. „Die Firma hat es erst dieses Jahr etwas mehr vorangetrieben mit den Neuerungen im Galaxy S III.“

Neunthöchster Firmenwert der Welt

Die beliebten Mobilgeräte ermöglichten im dritten Quartal auch, dass Samsung Schwächen in anderen Bereichen ausgleichen konnte. So gingen die Einnahmen aus dem Verkauf von DRAM-Chips etwa um 14 Prozent zurück. Mittlerweile übersteigen die Herstellungskosten nach Analystenschätzungen den Weltmarktpreis, was über kurz oder lang auf die Rendite drücken wird. Samsung ist der weltgrößte Hersteller dieser Halbleiter, die vor allem in Computern und Handys eingesetzt werden. Es wird erwartet, dass Samsung seine Investitionen in dem schwankungsanfälligen Bereich zurückfährt, was sich negativ auf Ausrüster wie den niederländischen ASML-Konzern auswirken dürfte.

Samsung konzentriert sich unterdessen auf den Ausbau seiner Produktpalette für Verbraucher. Das abgespeckte Smartphone-Modell Galaxy Note wird wohl im November auf den US-Markt kommen. Daneben setzt Samsung auf die neue Smartphone-Serie ATIV, die mit einem Microsoft-Betriebssystem läuft und der Lumia-Reihe des finnischen Rivalen Nokia Konkurrenz machen soll.

Trotz der Streitigkeiten mit Apple und der Niederlage vor US-Gerichten ist Samsungs Markenwert der Beratungsfirma Interbrand zufolge im Aufwärtstrend. Der Ruf des Hauses ist mittlerweile mit 25 Milliarden Euro bewertet – der neunthöchste unter den Firmen der Welt. Der Markenwert liegt somit vor dem Toyotas, ist aber immer noch weniger als halb so hoch wie der von Apple.