Der Gründer und Firmenchef Dieter Manz erläutert im StZ-Interview, warum der Reutlinger Maschinenbauer einen Partner brauchte – und warum der chinesische Konzern Shanghai Electric sein Wunschpartner ist.

Stuttgart – - Der Maschinenbauer Manz hat einen neuen Großaktionär: die Shanghai Electric. Die Chinesen interessieren sich vor allem für die Solartechnologie von Manz, sagt der Gründer und Vorstandschef Dieter Manz. Er erläutert die Aussichten des Unternehmens.
Herr Manz, der chinesische Konzern Shanghai Electric steigt bei dem Maschinenbauer Manz ein. Braucht ihr Unternehmen Geld?
Manz braucht für das weitere Wachstum und für die Weiterführung des Solargeschäfts Geld. Wir standen vor der strategischen Entscheidung, diesen Geschäftsbereich aufzugeben oder auszubauen. Wir haben in vielen Jahren, mit viel Geld eine Spitzentechnologie auf dem Gebiet der Dünnschichtmodule entwickelt. Die hohen Investitionen waren auch verantwortlich für unsere unbefriedigenden Finanzergebnisse. Denn der Solarmarkt ist aufgrund aufgebauter Überkapazitäten schlicht weggebrochen. Wir haben daher seit rund fünf Jahren kein substanzielles Geschäft in diesem Bereich mehr gemacht, konnten somit auch keine Kunden akquirieren. Doch wir sind überzeugt, dass der Markt wieder kommt. Deshalb wollen wir auch weiter investieren.
Und deshalb brauchen Sie einen Partner?
Genau, mit einem Partner können wir diese Technik weiter führen. Shanghai Electric hat den Wert dieser Technologie erkannt und investiert in die Manz AG. Ziel ist, die Technologie in China zu kommerzialisieren.
Wenn Shanghai Electric vor allem an Solar interessiert ist, was bedeutet dies für die anderen Manz-Bereiche? Werden die verkauft?
Ganz gewiss nicht. Nur damit können wir unsere Diversifizierungsstrategie mit drei großen Geschäftsbereichen endlich umsetzen. Neben Solar, wo wir in den vergangenen Jahren wenig Umsatz und hohe Verluste erzielt haben, sind wir in den Bereichen Electronics sowie Energy Storage, also dem Maschinenbau im Bereich der Lithium-Ionen Batterien, tätig. Im Batteriegeschäft haben wir mittlerweile eine substanzielle Größe und werden in den nächsten Jahren schnell wachsen.
Benötigen Sie auch technologische Unterstützung von Shanghai Electric?
Nein. Wir brauchen keine technologische Unterstützung. Im Solarbereich benötigen wir einen Markt und einen Kunden – das haben wir nun mit Shanghai Electric. Unser neuer Partner plant den Bau von Fabriken, in denen unsere Maschinen stehen. Und sie werden uns helfen, den Zugang zum chinesischen Markt auszubauen. Als Aktionär wird Shanghai Electric auch von unserer positiven Entwicklung profitieren.
Der deutsche Markt spielt keine Rolle mehr?
Der deutsche Markt ist für uns vernachlässigbar klein. Der chinesische Markt war dieses Jahr fast zehn Mal so groß wie der deutsche. Shanghai Electric geht es rein um den Aufbau des Solargeschäfts in China – und in einem zweiten Schritt um den Ausbau des internationalen Geschäfts. Vor allem der chinesische Markt wird in den nächsten Jahren stark wachsen. Und wir konnten Shanghai Electric überzeugen, dass es Sinn macht in die neue Dünnschichttechnologie zu investieren, die in Zukunft große Kostenvorteile verspricht. Jetzt wird unsere Technologie erstmals breit eingesetzt.
Wie kamen Sie auf Shanghai Electric?
Im Vertrieb haben wir schon längere Zeit Kontakt. Schließlich ist Shanghai Electric einer der großen Konzerne in China, die in dem Bereich investieren wollen. Bisher stellt der Konzern Kraftwerke im fossilen Bereich her – also Kohle- und Gaskraftwerke. Doch in China gibt es einen großen politischen Druck, in den Bereich der erneuerbaren Energien zu diversifizieren. Umwelt und Smog sind große Themen in China. Deshalb möchte der Konzern nun mit unserer Technologie den Bereich Solar aufbauen.
Ist das Ihr Wunschpartner?
Ja. Es ist ein großes Unternehmen mit einer entsprechenden Strategie und der Finanzkraft. Shanghai Electric ist ein Konzern mit rund 13 Milliarden Euro Umsatz.
Aber eben nur im fossilen . . .
. . . und im Bereich nuklearer Reaktoren tätig. Zudem hat Shanghai Electric bereits ein substanzielles Windgeschäft aufgebaut – auch über Jointventures mit Siemens.
Shanghai Electric steigt bei Manz ein, werden Sie sich im Gegenzug auch bei den Chinesen engagieren?
Nein, das wird es nicht geben. Es macht auch keinen Sinn. Das Unternehmen ist so groß, wir wären ein verschwindend kleiner Aktionär. Die Investition von Shanghai Electric dient ein Stück weit der Absicherung der langfristig angelegten Zusammenarbeit. Shanghai Electric will eben nicht nur Kunde sein, sondern auch in Entscheidungen involviert sein. Für uns ist das gut, jetzt haben wir einen Ankerinvestor. Ein starker Partner ist wichtig, um das Geschäft weiter zu entwickeln und zu wachsen.
Hat Shanghai Electric eine Option auf weitere Anteile? Im ersten Schritt halten sie ja 29,9 Prozent an Manz.
Es gibt keine Option. Shanghai Electric hat das Ziel, etwas über 30 Prozent der Anteile zu bekommen. Ansonsten müssten sie ein Pflichtangebot an alle Aktionäre vorlegen. Doch sie wollen das Finanzergebnis der Manz AG in China konsolidieren, dafür benötigen sie die gut 30 Prozent der Anteile. Mehr möchte Shanghai Electric nicht – und mehr wollen wir auch nicht. Das würde mir ermöglichen, mit rund 25 Prozent weiterhin ein maßgeblicher Investor zu sein. Ich werde auch über die nächsten Jahre Vorstand bleiben; mein Vorstandsvertrag wurde verlängert. Es gibt auch ansonsten keine Eingriffe ins Management, der Vorstand bleibt im Amt – auch dies wurde eindeutig vereinbart. Es wird keinen Manager aus Asien in Deutschland geben. Manz bleibt ein unabhängiges deutsches Unternehmen am hiesigen Kapitalmarkt.
Herr Manz, Sie sind der Vorstandschef, aber über die geplante Stimmbindungsvereinbarung hat Shanghai Electric den Durchgriff.
Das wird so sein. Aber das ist der Preis, den ich bereit war zu zahlen, um das Solargeschäft, in das wir viel Geld und Arbeit investiert haben, endlich in Gang zu bringen.
Wollen Sie langfristig an den angestrebten 25 Prozent festhalten?
Ich bin jetzt 55 Jahre alt. So lange ich im Unternehmen tätig bin, will ich einen substanziellen Anteil am Unternehmen haben.