Aqua-Balance findet eigentlich auf dem Wasser statt. Nass wird man bei dem anstrengenden Krafttraining im Oskar-Frech-Seebad Schorndorf aber auf jeden Fall. Vor allem für Menschen mit Wirbelsäulenproblemen ist der Sport gut geeignet.

Schorndorf - Wer es philosophisch mag, der kann Aqua-Balance nicht nur als ziemlich anstrengenden Sport, sondern auch als Schule fürs Leben sehen. Denn ob auf dem Wasser oder im Alltag: Im Grunde geht es doch immer um das richtige Gleichgewicht. Und manchmal sind es die vermeintlich einfachen Dinge, die einem den Boden unter den Füßen wegziehen. Kniebeugen, Liegestütze – alles kein Vergleich dazu, wenn es gilt, ein paar Schritte auf dem Brett nach vorne zu machen. Plumps, schon liegt man drin im Wasser. „Das gehört dazu“, sagt Trainerin Andrea Ahmann mit einem Grinsen.

 

Beim Aqua-Balance geht es wortwörlich um’s Gleichgewicht

Zu Beginn der Stunde baut sie im Schorndorfer Oskar-Frech-Seebad das Übungsgelände auf. An Leinen werden die Bretter befestigt, die etwas dicker und breiter als die normale Surfunterlage sind. Sie haben noch etwas Spiel, können aber nicht komplett wegtreiben. Die sieben Balance-Neulinge dürfen sich erst einmal an ihre wackelige Unterlage gewöhnen. „Legt euch darauf, dann geht in den Vierfüßlerstand. Das fühlt sich noch stabil an“, sagt Andrea Ahmann, die als Physiotherapeutin arbeitet. Dann heißt es langsam aufstehen, mal das Gleichgewicht nach links und rechts verschieben, ein paar Schritte nach vorne gehen. Weil es unmöglich scheint, den Fuß vom Brett zu heben, wird es eher ein Nach-vorne-Rutschen. Trotzdem kommt der erste unfreiwillige Tauchgang.

Dabei war das erst der Anfang: „Dreht euch mal um und lauft in die andere Richtung“, lautet die Anweisung vom Beckenrand. Die anderen – gut trainierte, junge Handballerinnen – wagen sich bald schon an die halbe Drehung. Sie springen komplett hoch und landen perfekt. Nun gut, nicht alle bleiben oben, es platscht in jeder Ecke – zur Freude der anderen Badegäste, die interessiert-belustigt dem Treiben im Tauchbecken zuschauen.

Die Muskeln an der Wirbelsäule werden trainiert

Nach dieser Aufwärmphase beginnt der anstrengendste Teil. Jeweils eine Minute lang gilt es, eine andere Fitnessübung zu absolvieren. Dazu gehören Kniebeugen, Seitstütz, Burpees, im Vierfüßlerstand den rechten Arm und das linke Bein heben. Und um das Ganze zu steigern, werden manche Übungen quer zum Brett gemacht, was noch mehr Körperspannung erfordert. So langsam ist bereits in den Oberschenkeln und Armen zu spüren, warum Aqua-Balance als ausgezeichnetes Krafttraining gilt. Doch die Übungen haben noch einen anderen Nebeneffekt: „Die Muskulatur an der Wirbelsäule können wir nicht selbst anspannen. Sie arbeitet nur dann, wenn sie etwa eine wackelige Unterlage ausgleichen muss“, erläutert Andrea Ahmann.

Aqua-Balance kommt aus England

Sie ist über das Internet auf die neue Sportart gestoßen und hat die entsprechende Fortbildung vor anderthalb Jahren in London gemacht. In Deutschland gibt es Aqua-Balance kaum, auch die Bretter mussten in England bestellt werden. „Ich habe das Konzept ein wenig abgewandelt. Ich gebe verschiedene Kurse und kann da aus einem kreativen Pool schöpfen“, sagt sie, die neben Fitness- auch Yoga- und Pilatesübungen einbaut.

Zur Sparte kreativ zählt schließlich eine kleine Challenge am Schluss. Während die eine Hälfte der Teilnehmer die Bretter zum Schaukeln bringen muss, um Wellen zu erzeugen, soll die andere Hälfte im Unterarmstütz bleiben. Aber inzwischen ist der unvermeidliche Tauchgang eine willkommene Abkühlung.