Aamir Khan kam vor einem guten Jahr aus Pakistan. Heute arbeitet der Flüchtling in einer Hotelküche in Ludwigsburg. Zwischen der Ankunft in Deutschland und dem Job waren etliche bürokratische Hürden zu nehmen. Der junge Mann wollte arbeiten, durfte seine Stelle aber erst nach einem dreiviertel Jahr antreten.

Ludwigsburg - Er wünschte sich eine bessere Zukunft, verließ sein Land und kam alleine nach Deutschland. Seit einem Jahr schon lebt Aamir Khan in Baden-Württemberg, seit Juni darf er arbeiten: im Hotel Goldener Pflug in Ludwigsburg. Am Anfang war es schwer für den 26-jährigen Pakistani. „Nach meiner Ankunft habe ich mich noch sehr unsicher und schlecht gefühlt“, sagt Aamir Khan. „Ich habe kaum etwas über das Land gewusst, über die Menschen, ob ich hier Arbeit finde. Und eine gute Zukunft.“ Das hat sich geändert – und das liegt an vielen Menschen, die ihm geholfen haben. Einer davon ist Christian Köhle, CDU-Stadtrat und Chef des Goldenen Pflugs. Denn er hat Aamir Khan angestellt. Köhle musste dabei einige Hürden überwinden, aber bereut hat er es nicht: „Aamir ist immer motiviert und überpünktlich“, sagt der Gastronom.

 

Aus der Stadt Abbottabad im Nordwesten Pakistans ist Aamir Khan vor einem Jahr aufgebrochen. Dort arbeitete er im Einzelhandel, ein guter Job, aber er fühlt sich nicht mehr sicher in seiner eigenen Stadt. Gewalt, Chaos – in einigen Teilen Pakistans herrschen kriegsähnliche Zustände. Da er keine weitere Familie in Abbottabad hat und seine Eltern in einem sicheren Teil des Landes leben, machte er sich auf: um in Deutschland eine bessere Zukunft zu finden. Im September kam er als Flüchtling nach Karlsruhe, die ersten drei Monate verbrachte er in Mannheim und in Ellwangen im Ostalbkreis. Deutlich länger blieb er im Flüchtlingsheim Römerhügel in Ludwigsburg. Er lernte Land und Leute besser kennen. Die meisten, erzählt er, seien ihm gegenüber sehr freundlich. „Die deutsche Kultur gefällt mir gut.“ Einige unfreundliche Begegnungen habe es leider auch gegeben: „Am Bahnhof oder auf dem Markt wollte man mir manchmal nicht helfen, vor allem am Anfang.“ Doch er habe Leute einfach ignoriert, wenn sie ihn in irgendeiner Weise schlecht behandelten.

Aamir ist im Deutschkurs positiv aufgefallen

In den ersten drei Monaten nach seiner Ankunft durfte Aamir Khan nicht arbeiten. So lautet das deutsche Asylrecht. In den fast acht Monaten, die er auf dem Römerhügel verbrachte, nahm er an den Deutschkursen teil, die Claudia Köhle, die Frau von Christian Köhle, dort ehrenamtlich organisierte. Da sei er positiv aufgefallen, berichtet der 32 Jahre alte Stadtrat. Aamir habe sehr akkurat gearbeitet und sei immer hilfsbereit gewesen. Deshalb bot ihm Köhle im April an, zur Probe zwei Tage in der Hotelküche zu arbeiten. „Auch dort hat er einen guten Eindruck gemacht, und sein Deutsch ist ebenfalls gut.“

Christian Köhle bot dem Pakistani eine dauerhafte Anstellung an, von Mai an sollte Aamir als Helfer in der Küche arbeiten – doch dann begannen die Probleme. Die Arbeitserlaubnis zu bekommen, gestaltete sich viel schwieriger als geahnt. „Der Betrieb musste zuerst nachweisen, dass kein Deutscher oder Europäer sich auf diese Stelle beworben hat“, erläutert Köhle. Wäre das der Fall gewesen, hätte man diese Personengruppe bei der Einstellung bevorzugen müssen. Der Antrag, Aamir Khan einstellen zu dürfen, wurde erst von der Ausländerbehörde in Stuttgart bearbeitet und dann von dort an die Bundesagentur für Arbeit geschickt. Dort lagen sie laut Köhle erst einmal.

Nicht immer ist die Zuständigkeit sofort klar

Was es nicht leichter machte: Zwischenzeitlich war Aamir Khan vom Römerhügel in eine andere Gemeinschaftsunterkunft nach Kornwestheim überstellt worden. Köhle musste viel herumtelefonieren, um an Informationen über den Stand des Verfahrens zu kommen. „Dieses System müsste vereinfacht und die selbstständige Inte-gration gefördert werden“, sagt er heute. Nach vier Wochen wurde schließlich die Arbeitserlaubnis erteilt. Es war nur ein kleiner Durchbruch, denn es folgten weitere Hürden. Aamir Khan, das war der Plan, sollte in eine Dienstwohnung unweit des Hotels einziehen. Aber auch dafür musste eine Menge Bürokratie erledigt werden. Niemand, weder das Landratsamt noch die Stadtverwaltung, fühlte sich zuständig, berichtet Köhle. Erst mit der Hilfe eines engagierte Fachbereichsleiters im Ludwigsburger Rathaus habe die Ummeldung endlich geklappt. Im Juni trat Aamir Khan seine Stelle im Goldenen Pflug an.

Mit seinem Job ist er zufrieden. Der Pakistani arbeitet in der Küche des Restaurants und des Hotels vor allem als Spüler, springt aber auch als „Joker für alles“ ein, sagt Christian Köhle. So hilft Aamir Khan etwa bei der Zubereitung der Salate. Die Arbeitserlaubnis gilt für drei Jahre, was danach kommt, ist offen. In ein anderes Land will Aamir Khan allerdings nicht: „Wenn ich wegziehe, dann zurück nach Pakistan.“

Wenn sich die Möglichkeit ergibt, würde Köhle mehr Flüchtlinge beschäftigen. Ein Minderjähriger, der sich alleine auf den Weg nach Deutschland gemacht hatte, habe im Sommer bei ihm ein Praktikum absolviert – und ebenfalls einen guten Eindruck gemacht. „Der Junge besucht jetzt eine Schule. Wir haben ihm angeboten, später bei uns eine Ausbildung anzufangen.“