Wo es mehr Ein- als Auspendler gibt, sitzen beliebte Arbeitgeber. Das ist gut für die betroffenen Kommunen, bürdet ihnen aber auch einiges auf.

Blickt man auf die Pendlerzahlen im Großraum Stuttgart, wird schnell klar, wo sich die großen Arbeitgeber befinden: Aus dem Speckgürtel zieht es viele Arbeitgeber – rund 275 000 Menschen, laut Zahlen des Statistischen Landesamts – nach Stuttgart. Von dort aus wiederum fahren die meisten Auspendler nach Leinfelden-Echterdingen, wo Bosch oder der Flughafen Arbeitsplätze bieten. Auch zum Daimler-Standort Sindelfingen zieht es mit knapp 50 000 Menschen fast dreimal so viel Ein- wie Auspendler. Das zeigen die Zahlen des vergangenen Jahres.

 

8377 Menschen pendeln täglich nach Weissach

Betrachtet man das Verhältnis von Ein- zu Auspendlern, sticht im Altkreis Leonberg eine Kommune heraus: Nach Weissach, rund 7700 Einwohner, pendeln laut den Daten des Statistischen Landesamts 8377 Menschen zu ihrer Arbeitsstelle. 2670 Arbeitnehmer pendeln in andere Kommunen. In Weissach gibt es damit mehr Arbeitnehmer als Einwohner. Dass das besonders am Autohersteller Porsche liegt, der auf Weissacher und Mönsheimer Gemarkung ein Entwicklungszentrum betreibt, liegt nahe.

Der Gemeinde selbst hat das in den vergangenen Jahren hohe Gewerbesteuereinnahmen gebracht. Inzwischen hat sich die Lage geändert. Doch dass die Bedeutung einer Stadt als Arbeitsmarktzentrum für ihr Umland umso höher ist, je größer der Pendlersaldo, heißt es auch seitens des Statistischen Landesamts – einen positiven Pendlersaldo wie in Weissach gibt es nur in rund 18 Prozent aller baden-württembergischen Kommunen. In jenen Städte und Gemeinden hat das Pendleraufkommen aber auch Einfluss auf Themen wie Verkehr und Wohnungsmarkt.

Viele Menschen pendeln zu Trumpf und Thales

In Ditzingen etwa: Für ihre Arbeitsplätze bei Firmen wie Trumpf und Thales pendeln täglich 13 639 Menschen in die Stadt, während wiederum 8607 von Ditzingen in andere Kommunen fahren. Die Zahlen sind für Bürgermeister Michael Makurath Beleg für Attraktivität der lokalen Unternehmen, ebenso wie die Standortgunst durch eine gute Verkehrsanbindung und zentrale Lage in der Region, die das Pendeln zwischen Wohn- und Arbeitsort erleichtern.

Für Ditzingen bedeutet das aber auch: „Eine Herausforderung eines attraktiven Arbeitsstandortes liegt darin, dass viele Menschen gerne näher am Arbeitsplatz wohnen würden und deshalb die Nachfrage nach Wohnraum in Ditzingen sehr hoch ist“, so Makurath. Das habe Auswirkungen auf die Höhe der Mieten und Grundstückspreise. Zwar erschließe die Stadt weitere Neubaugebiete. „Allein der Blick auf die Zahl der Einpendler macht jedoch deutlich, dass dies nur ein kleiner Beitrag zur Entlastung sein kann und Ditzingen deshalb auch zukünftig mit Pendlerströmen umgehen muss.“

Mönsheim hat mehr Ein- als Auspendler

Mehr Ein- als Auspendler, wenn auch in deutlich kleinerem Maßstab, gibt es in Mönsheim: Dort pendeln rund 1773 Menschen ein, 1099 aus. Für die Kommune, in der rund 1309 sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer leben, bedeutet das aber auch einen besonders großen Austausch: Ein Großteil der hier lebenden Menschen arbeitet anderswo, während viele der Menschen, die hier arbeiten, einpendeln.

Während das Entwicklungspotenzial bezüglich der Vielzahl der Arbeitsplätze auf Mönsheimer Gemarkung laut Bürgermeister Michael Maurer realistisch endlich ist, sei das Pendelaufkommen für die Kommune bereits jetzt spürbar: „Für Mönsheim sind negative Auswirkungen des Pendelns etwa Verkehrsstaus, Verkehrsunfälle und verkehrsbedingte Umweltbelastungen, zum Beispiel Schadstoff- und Lärmemissionen“, so Maurer. Mit den Pendlerzahlen beschäftigt man sich im Rathaus deshalb auch, wenn es um die Fortschreibung des Lärmaktionsplans geht. Immerhin: Eine Zunahme der Emissionen habe es laut Maurer seit dem letzten Lärmaktionsplan nicht gegeben.

Autofahrer im Mönsheim müssen sich in Acht nehmen – hier wird geblitzt. Foto: Simon Granville

Das Thema Verkehr beschäftigt derweil auch Ditzingen. „Die intensiven Pendlerströme und die damit verbundenen Verkehrsströme auf den Straßen in den Spitzenstunden müssen bewältigt werden“, sagt Bürgermeister Makurath. Hier seien die Bestrebungen der Stadt darauf gerichtet, die Leistungsfähigkeit bestehender Zubringerstraßen von der Autobahn in die Gewerbegebiete zu erhöhen, etwa durch deren Ausbau oder die Aufrüstung der Signalanlagen.

Große Bedeutung für die Bewältigung der Pendlerströme habe laut Makurath auch der öffentliche Nahverkehr. Er lobt die „hervorragende“ Anbindung durch die S-Bahn und ihren verdichteten Takt. „Auch die Diskussion über einen Anschluss Ditzingens an das Netz der SSB ist von der Idee getragen, mehr Menschen dazu zu motivieren, den Weg von und zur Arbeitsstätte umweltfreundlich zurückzulegen“, so der Bürgermeister. Für die „letzte Meile“ zwischen S-Bahnhof und Arbeitsplatz habe die Stadt einen einen Buspendelverkehr eingerichtet, es gibt außerdem ein Stadtticket.

Entlastend, da sind sich Makurath und Maurer einig, ist in den Verkehrsfragen auch die Zunahme von Heim- und Telearbeit. Von der Belastung in Sachen Verkehr und Wohnungsmarkt abgesehen, bringt ein großer Strom an Einpendlern auch einiges Gutes für die lokale Wirtschaft: „Die nach Ditzingen einpendelnden Menschen konsumieren auch in der Stadt und sind damit ein Wirtschaftsfaktor für den Einzelhandel und die Gastronomie“, so der Ditzinger Bürgermeister. Für ihn ist klar: Die Vorteile beim hohen Einpendelvolumen überwiegen.

(Dieser Text ist bereits im November 2024 erschienen und wurde von der Redaktion überarbeitet.)