Viele Daimler-Beschäftigte können künftig wählen, ob sie einen Teil ihrer Aufgaben lieber zuhause erledigen. Das Management und die Arbeitnehmervertreter haben sich auf Eckpunkte für eine neue Betriebsvereinbarung zum mobilen Arbeiten geeinigt.

Stuttgart - Ein Großteil der Daimler-Mitarbeiter in Deutschland erhält künftig mehr Spielraum beim mobilen Arbeiten. Das Management und die Arbeitnehmervertreter haben sich auf Eckpunkte geeinigt, aus denen bis zum Herbst eine Betriebsvereinbarung entstehen soll. Beide Seiten zeigten sich bei der Präsentation der Ergebnisse hoch zufrieden. Gemeinsam sei ein großer Schritt gelungen, meinten Personalvorstand Wilfried Porth und Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht. Damit werde der Wunsch vieler Mitarbeiter erfüllt, noch flexibler und eigenverantwortlicher arbeiten zu können, sagte Porth. Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht wies zudem darauf hin, dass damit Privat- und Berufsleben noch besser vereint werden könnten.

 

Als beispielhaft und einzigartig in der Branche bezeichnete Brecht die Beteiligung der Mitarbeiter an der Entwicklung der neuen Regeln, mit denen eine Vereinbarung zum mobilen Arbeiten aus dem Jahr 2009 weiterentwickelt wird. Die Vereinbarung sei - anders als früher - von unten nach oben entwickelt worden, sagte Brecht und fügte hinzu: „Die Beschäftigten von heute haben andere Vorstellungen, wie sie sich einbringen wollen“. Die Wünsche der Beschäftigten wurden zunächst per Online-Umfrage gesammelt. Die Umfrage ergab, dass die mobile Arbeit für 90 Prozent der Beschäftigten eine positive Bedeutung hat. Sie erwarteten dadurch ein konzentrierteres Arbeiten, weniger unnötige Wege und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Die Rechte der Mitarbeiter werden gestärkt

In Workshops wurde daraufhin an den einzelnen Standorten diskutiert, welche Konsequenzen aus dieser Umfrage gezogen werden sollen. Danach begannen vor etwa einem halben Jahr auf der Basis dieser Anregungen und Ideen die Verhandlungen zwischen der Unternehmensleitung, dem Betriebsrat und der Vertretung der leitenden Angestellten.

Nach den neuen Vereinbarungen haben alle Beschäftigten ein grundsätzliches Recht, mobil zu arbeiten, wenn dies mit der jeweiligen Aufgabe zu vereinbaren ist. Bisher galt der Grundsatz der doppelten Freiwilligkeit. Es klappte also nur, wenn der Mitarbeiter und der Vorgesetzte sich einig waren. Vor allem die Beschäftigten in den Büros und Entwicklungsabteilungen - anders als die Produktionsmitarbeiter am Band - erhalten damit mehr Freiraum, zuhause oder anderswo außerhalb der Daimler-Standorte zu arbeiten. Davon dürften etwa 100 000 der 150 000 Beschäftigten der Daimler AG in Deutschland profitieren.

Die Beschäftigten können spontan oder geplant, zeitweise oder auch regelmäßig stundenweise, ganztägig oder an festen Wochentagen und zu jeder Tageszeit mobil arbeiten, stundenweise auch an Samstagen, wobei natürlich die tariflichen und gesetzlichen Arbeitszeitregeln eingehalten werden müssen. Damit können beispielsweise Mütter oder Väter sich nachmittags um die Kinder kümmern und sich abends noch einmal an den Rechner setzen. Wer abends oder an Samstagen arbeitet, erhält allerdings nur Zuschläge, wenn Mehrarbeit angeordnet worden ist.

Für Konfliktfälle gibt es klare Regeln

Wenn eine Führungskraft der mobilen Arbeit nicht zustimmen will, gibt es zwei klärende Gespräche, wobei beim zweiten Gespräch neben dem Vorgesetzten der Führungskraft auch Vertreter des Betriebsrats sowie aus der Personalabteilung beteiligt sind. Damit gebe es klare Regeln für Konfliktfälle, sagte Personalvorstand Porth. Geregelt wurde in den Eckpunkten auch, dass die Beschäftigten außerhalb der vereinbarten mobilen Arbeitszeiten nicht erreichbar sein müssen.

Die Erfassung der Arbeitszeit wird gegenüber der bisherigen Vereinbarung vereinfacht. Bisher musste der Beschäftigten jeden Zeitraum, der während eines Tages gearbeitet wurde, separat erfassen. Künftig wird die gesamte Zeit für jeden Tag en bloc in die Zeiterfassung eingegeben.