Dem VW-Konzern und seiner Tochter Audi droht weiterer Ärger in der Diesel-Affäre. Vor dem Arbeitsgericht Heilbronn wehrt sich der Leiter der Dieselmotoren-Entwicklung, der im Zuge des Skandals freigestellt wurde - ein unangenehmer Termin auch für den Audi-Chef.

Heilbronn/Ingolstadt - Der ehemalige Chefentwickler von Dieselmotoren bei Audi macht Vorstandschef Rupert Stadler in der Diesel-Affäre schwere Vorwürfe und wehrt sich gegen seine Kündigung. Der Anwalt von Ulrich Weiß zitierte am Dienstag am Arbeitsgericht Heilbronn aus einem Gespräch zwischen dem 48-Jährigen und Stadler zu seiner Freistellung. „Stadler betont, dass alles auf Druck von VW und dem VW-Aufsichtsrat geschehen ist“, las der Jurist Hans-Georg Kauffeld aus dem zugehörigen Protokoll vor. Demnach sagte der Ingenieur Weiß daraufhin, man habe ihn für Vorstand und Aufsichtsrat geopfert. Stadler habe geantwortet: „Da ist was Wahres dran.“

 

Der Entwickler geht vor Gericht gegen seine Freistellung im Zuge des Diesel-Skandals bei Volkswagen vor. Er war nach der Aufdeckung der Betrugssoftware bei Dieselmotoren von Audi im November 2015 zunächst bezahlt freigestellt worden. Inzwischen hat die VW-Tochter ihm gekündigt.

Weiß hält die Kündigung vom 15. Februar für unwirksam. „Die sollte nur dazu dienen, den Gerichtstermin heute zu verhindern“, sagte sein Verteidiger (Az.: 5 Ca 219/16). Der Anwalt zitierte auch aus internen Papieren aus einem Arbeitskreis aus dem Jahr 2012, in denen es um die Software ging. Der Arbeitskreis sei Stadler unterstellt gewesen, sagte er. Damit wäre die Chefetage schon vor Jahren im Bilde gewesen.

Stadler ist im Zuge der Affäre zunehmend unter Druck gekommen

Im September 2015 war in den USA bekanntgeworden, dass VW über Jahre ein Programm zur Manipulation von Diesel-Abgaswerten einsetzte. Neben der Kernmarke VW sind Modelle etwa der Töchter Audi, Seat und Skoda betroffen. „Dieselgate“ stürzte den Konzern in eine schwere Krise.

Stadler, seit 2007 Audi-Chef, ist im Zuge der Affäre zunehmend unter Druck gekommen. Nach dem Beginn des Skandals hatte schließlich auch Audi zugeben müssen, dass in seinen großen Sechszylinder-Dieseln Abgas-Software eingesetzt wurde, die nicht US-Vorschriften entsprach.

Nach wiederholten Vorwürfen gegen den Vorstandsvorsitzenden wehrt sich Audi nun ebenfalls. Wegen falscher Verdächtigung, Verrats von Betriebsgeheimnissen und Fälschung von Dokumenten prüft das Unternehmen nach eigenen Angaben eine Strafanzeige gegen Unbekannt.