Vier Buchstaben charakterisieren den Personalengpass: Mint. Auf dem Arbeitsmarkt fehlen aktuell 121.000 Mathematiker, Informatiker, Naturwissenschaftler und Techniker. Ein Blick in hiesige Unternehmen.

Stuttgart - Rund 121 000 Stellen im Mint-Bereich können nicht besetzt werden – so beschreiben die Arbeitgeber die aktuelle Lage auf dem Arbeitsmarkt für technische Berufe. Mint steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Es fehlen Akademiker, Techniker und Facharbeiter. Der Engpass unter den Mint-Akademikern habe sich leicht reduziert, der unter den Fachkräften dagegen leicht erhöht. Diese Entwicklung dürfte sich in den nächsten Jahren noch beschleunigen. Denn immer mehr junge Menschen studieren. „Der Schwerpunkt des Engpasses dürfte sich erstmals und nachhaltig auf das ausbildungsberufliche Mint-Segment verlagern“, heißt es im sogenannten Mint-Report, der im Auftrag der Industrie vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft in Köln erstellt wurde. Die Lage wird noch ernster: Bis 2020, heißt es in der Studie, könnten bis zu 1,4 Millionen Fachkräfte fehlen. Die Folge seien erhebliche Wachstumsverluste, die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft sinke.

 

Der Autozulieferer Bosch hat keine Personalprobleme

Ist die Lage in den Unternehmen wirklich Besorgnis erregend? Beispiel GFT. Bei dem Stuttgarter IT-Dienstleister mit 2030 Mitarbeitern sind 1500 Beschäftigte im Mint-Bereich tätig; Tendenz steigend. Die Bewerberzahlen seien ausreichend, um gute Mitarbeiter einstellen zu können, sagt Marc Ebert, der bei GFT fürs Personal zuständig ist. Engpässe in einigen Bereichen schließt er nicht aus. Der Zulieferer Bosch hat keine Probleme. 220 000 Bewerbungen allein über das Online-Karriereportal gehen jährlich ein. Eingestellt wurden in den vergangenen zehn Jahren gut 20 000 Hochschulabsolventen. Die Fachkräfte bildet Bosch selbst aus – durchschnittlich wurden 1500 Auszubildende eingestellt. Manchmal gebe es regionale Engpässe (etwa in China) oder funktionale (etwa bei der Leistungselektronik, im Bereich Elektromobilität). Ganz anders sieht es dagegen beim Milchverarbeiter Campina in Heilbronn aus. Wie in jedem Jahr sollten auch im September 2013 wieder jeweils zwei junge Menschen im Heilbronner Werk ihre Ausbildung zum Milchtechnologen sowie zur Fachkraft für Lebensmitteltechnologie beginnen. Drei dieser vier Stellen sind allerdings bis heute nicht besetzt. „Es wird immer schwieriger, geeigneten Nachwuchs zu finden“, sagt Sandra Maute, die in der Campina-Personalabteilung für den Ausbildungsbereich zuständig ist. Campina tut sich auch deswegen schwer, geeignete Kandidaten zu finden, weil mit Audi ein starker Konkurrent im Wettbewerb um qualifizierte Bewerber vor Ort sitzt.