In Teilzeit, als Leiharbeiter, befristet oder in einem Minijob: Immer mehr Arbeitnehmer in Deutschland verdienen ihr Geld mit einer sogenannten atypischen Beschäftigung. Dagegen ging die Zahl der klassischen Arbeitsverhältnisse zurück.

Stuttgart - Immer mehr Menschen in Deutschland arbeiten nicht in regulären Jobs. Die Zahl der sogenannten atypisch Beschäftigten stieg binnen 20 Jahren um mehr als 70 Prozent: Sie sind befristet, in Teilzeit mit weniger als 21 Wochenstunden, in Zeitarbeit oder geringfügig beschäftigt. Das geht aus der Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion hervor. 1993 waren demnach 4,4 Millionen Arbeitnehmer atypisch beschäftigt – 2013 bereits 7,6 Millionen. Das entspricht einem Anstieg des Anteils der atypisch Beschäftigten an allen Erwerbstätigen von 13,1 auf 21,4 Prozent.

 

Im gleichen Zeitraum sank der Anteil der klassischen Arbeitnehmer von 76,8 auf 67,5 Prozent: Während 1993 rund 25,9 Millionen Arbeitnehmer einem unbefristeten Job in Vollzeit oder Teilzeit mit einer Wochenarbeitszeit von mindestens 21 Stunden nachgingen, waren es 2013 nur noch 24,1 Millionen – binnen 20 Jahren ist das ein Rückgang um 7,2 Prozent. Der Anteil der Selbstständigen legte in dieser Zeit von zehn auf zwölf Prozent zu.

Die Linke-Arbeitsmarktexpertin Jutta Krellmann, die die Anfrage gestellt hatte, kommentierte die Langzeitstatistik am Dienstag mit den Worten: „Nun ist es amtlich: 20 Jahre Reformen am Arbeitsmarkt haben für mehr Beschäftigung gar nichts gebracht.“ Es gebe heute genau so viel Arbeit wie 1994. „Nur mehr Menschen teilen sich den gleichen Umfang – aber zu deutlich schlechteren Bedingungen.“ Heute litten Beschäftigte unter erzwungener Teilzeit, Minijobs, Befristungen und Leiharbeit. „Reguläre Vollzeit-Jobs kennen junge Leute nur noch aus Erzählungen.“ Arbeit müsse wieder sicher werden, tariflich bezahlt, und sie müsse Mitgestaltung bieten, forderte die Politikerin.