In der Metallindustrie können viele Beschäftigte zwischen Freizeit und Geld wählen. Ein attraktiver Arbeitgeber kommt den Wünschen der Mitarbeiter entgegen, kommentiert Redakteurin Imelda Flaig.

Stuttgart - ie Arbeitgeber hat es ziemlich kalt erwischt, denn allein in Baden-Württemberg nehmen mehr als 50 000 Beschäftigte in der Metall- und Elektroindustrie, die Kinder betreuen, Angehörige pflegen oder schichten, lieber bis zu acht zusätzliche freie Tage in Anspruch als mehr Geld. Dass das Abläufe in Betrieben verkompliziert und viele Unternehmen vor große Herausforderungen stellt, liegt auf der Hand, denn die Arbeit wird deshalb in dieser Zeit nicht weniger.

 

Ein Alarmsignal

Die große Resonanz bei Schichtbeschäftigten – immerhin drei Viertel der Antragsteller – bringt manche Firmen in Bedrängnis. Etliche Arbeitgeber schaffen es nicht mehr intern, die wegfallenden Kapazitäten zu kompensieren; manche setzen auf externe Hilfe wie etwa mehr Ferienjobber, um ihre Beschäftigten nicht zu vergrätzen. Doch die Klage vieler Arbeitgeber, wonach Arbeitszeitverkürzung gerade in Zeiten des Fachkräftemangels nicht realisierbar sei, greift zu kurz. Es gibt auch Menschen, die mehr arbeiten wollen, und oft lässt sich Arbeit auch gerechter verteilen. Aber es ist ein Alarmsignal, wenn so viele Anträge von Schichtarbeitern kommen – offenbar brauchen gerade diese mehr Erholung und sind bereit, auf mehr Geld zu verzichten. Von Freizeitgesellschaft kann da keine Rede sein, denn wer bis zur Rente mit 67 durchhalten soll, muss auch mit seiner Gesundheit haushalten.

Hinzu kommt auch der Wunsch, Kinderbetreuung und Pflege besser mit dem Job unter einen Hut zu bekommen. Wer als Arbeitgeber also attraktiv sein will, sollte Wünschen seiner Mitarbeiter entgegenkommen und nicht nur Flexibilität einfordern, wie sie dem Betrieb passt. Wenn die Konjunktur abkühlt, können Unternehmen froh sein, wenn Mitarbeiter freiwillig weniger arbeiten wollen.