Regio Desk: Achim Wörner (wö)

Sie haben im Ausland viel gebaut, in Deutschland auch – sie haben in Stuttgart nicht viel gebaut. Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Ihrer Heimatstadt beschreiben?
Das ist ambivalent. Ich wollte in Stuttgart ja gar nicht mehr arbeiten, nachdem das Hochhaus am Hoppenlau gescheitert war.

Ihr Vater und Sie hatten Ende der 1980er Jahre bei der Liederhalle für die Landesgirokasse einen 60-Meter-Turm geplant, der vom Gemeinderat gekippt worden ist.
Mich hat weniger das Aus für das Projekt gestört als die Art und Weise, wie das damals zustande gekommen ist. Die politische Entscheidung habe ich jedenfalls bis heute nicht verstanden. Und so etwas tut in der Heimatstadt weh, wo man es besonders gut machen, wo man überzeugen will. Und das sage ich als jemand, der sich nicht als sonderlich heimatverbunden bezeichnen würde. Dazu bin ich zu viel unterwegs und habe an zu vielen Orten gelebt.

Stuttgart, die Stadt der Architekten, ist kein gutes Pflaster für Architektur, haben Sie selbst einmal gesagt – um die neue Stadtbibliothek als Negativbeispiel vorzuführen. Warum diese harsche Kritik?
Den Würfel der Stadtbibliothek muss man nicht mögen, wobei er im Inneren durchaus seine Qualitäten haben mag. Aber ich rede dabei gar nicht so sehr über Fehler des Architekten. Das Quartier, das auf dem früheren Güterbahnhofsgelände entsteht, ist vor allem städtebaulich eine Katastrophe. Das ist mein Thema, die Verwahrlosung des öffentlichen Raums in Stuttgart. Wichtig bei Quartieren sind immer die Bereiche zwischen den Gebäuden, diese machen die gute Stube aus. Denn die Menschen, die solche zentralen Orte aufsuchen, leben ja nicht in den Häusern, sondern zwischen den Häusern. Und das wird gerade in Stuttgart in der Regel völlig verkannt.