Ein Architekt, der für seinen Humor berühmt und berüchtigt war und als Karikaturist eine zweite Karriere hatte: Der Österreicher Gustav Peichl, Erbauer der Bundeskunsthalle in Bonn, ist in Wien im Alter von 91 Jahren gestorben.

Kultur: Ulla Hanselmann (uh)

Wien - Ein Architekt, der für seinen Humor berühmt und berüchtigt ist und als Karikaturist eine zweite Karriere hatte: „Ironimus“ lautete das Pseudonym, unter dem der Österreicher Gustav Peichl mit feinem Strich die Zeitgeschichtet begleitete, unter anderem in der „Süddeutschen Zeitung“ und dem „Stern“. Mit der Zeichnerei verdiente sich der junge Architekturstudent die Ausbildung an der Wiener Akademie der bildenden Künste. 1956 eröffnete der 1928 in Wien geborene Peichl sein eigenes Architekturbüro, das nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland viel beachtete Bauten hervorbrachte.

 

Kita im Berliner Regierungsviertel

Zu seinen bekanntesten Werken hierzulande, die technische Ästhetik, klassische Proportionen, Witz und Sinnlichkeit vereinen, zählen die Bundeskunsthalle Bonn sowie die verspielte, mit einem begehbaren Gründach versehene Kindertagesstätte des Deutschen Bundestags im Berliner Regierungsviertel, die er selbst als „kleines Kaschperltheater“ bezeichnete. Zudem realisierte er den Anbau des Städel-Museums in Frankfurt am Main und das Probengebäude der Münchner Kammerspiele. Nicht zuletzt an seinen zahlreichen Auszeichnungen ist abzulesen, dass er zu den bekanntesten österreichischen Architekten seiner Generation gehörte – 1986 wurde er mit dem renommierten Mies van der Rohe Award geehrt.

Sein Werk als Zeichner ist immens: Laut seiner Familie veröffentlichte er in den vergangenen sieben Jahrzehnten mehr als 12 000 Karikaturen und 3000 Cartoons; außerdem brachte er mehr als 120 Bücher heraus. „Die Karikatur ist ein Ventil für mich. Sie erspart mir sozusagen den Psychiater“, begründete er einmal seinen für einen Architekten außergewöhnlichen Zweitberuf. Am Sonntag ist Gustav Peichl im Alter von 91 Jahren in Wien gestorben.