Ein internationaler Architekten-Workshop hat auf Einladung der Initiative Aufbruch Stuttgart Ideen für das Kulturquartier entwickelt. Deutlich wurde vor allem, wie sehr die Stadt ihre Potenziale vergibt.

Stuttgart - Am frühen, kaltgrauen Samstagmorgen im November zeigt Stuttgart sich nicht von seiner besten Seite. Seit Mitternacht herrscht wieder Feinstaubalarm. Trotzdem braust der Verkehr lärmend über die gigantische Kreuzung Charlottenplatz und die Stadtautobahn namens Konrad-Adenauer-Straße. Im Schlossgarten ist der Abfall der Freiluftgelage der vergangenen Nacht zu besichtigen. Und wenn man an diesem Morgen mit den Architekten des Workshops unterwegs ist, zu dem die Bürgerinitiative Aufbruch Stuttgart fünf auswärtige Büros eingeladen hatte – mit offenen Augen statt gewohnheitsstumpfem Blick –, dann wird einem wieder einmal bewusst, dass die Stadt ein massives Problem hat. Klar, Wohnungsmangel, ins Unermessliche steigende Mieten, verpestete Luft, Mobilität am Limit, muffige Investorenarchitektur . . ., aber daneben eben auch eins, das sich im Alltag allzu leicht verdrängen lässt: die Totalverwahrlosung des öffentlichen Raums. Sie zeigt sich an der Schreckensherrschaft des Individualverkehrs und seinen stadträumlichen Kollateralschäden, und sie zeigt sich an den vermüllten Straßen, Parks und Plätzen. Es scheint fast, als sei der Dreck die Antwort der Unmotorisierten auf die Despotie der Motorisierten: zwei Seiten der gleichen Wohlstandsverwahrlosung.