Ein Architektenwettbewerb für die Erweiterung des Landratsamts auf dem Alten Postplatz in Waiblingen hat einen eindeutigen Sieger hervorgebracht.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Waiblingen - Einen Zweitplatzierten gibt es wegen „deutlicher qualitativer Unterschiede“ nicht, dafür einen klaren Favoriten: Das Preisgericht eines Architektenwettbewerbs für die Erweiterung des Landratsamts am Alten Postplatz in Waiblingen hat sich einstimmig für einen Entwurf des Stuttgarter Büros Ackermann und Raff ausgesprochen. Ebenfalls noch mit im Rennen, aber von den Fach- wie Sachpreisrichtern bewusst auf Rang drei gestuft, ist das Modell von Kauffmann Theilig & Partner aus Ostfildern.

 

Hybridbauweise in Holz und recycelbarem Beton

Das letzte Wort hat am 16. Dezember der Kreistag. Doch aus Sicht des Jurymitglieds Werner Sobek kann es kaum eine andere Wahl geben als die Konzeption seiner Stuttgarter Architektenkollegen. Kein anderer Entwurf habe die Vorgaben so gut gelöst wie jener von Ackermann und Raff. Neben Kriterien wie Funktionalität, Architektur oder Wirtschaftlichkeit hatten die Planer auch die Nachhaltigkeit und die städtebauliche Einbindung zu berücksichtigen. Das fünfgeschossige Siegermodell, das in einer Hybridbauweise aus Holz und recycelbarem Beton erstellt werden soll, habe insbesondere auch durch seine hervorragende Anbindung an seine Umgebung überzeugt, so Werner Sobek. Das Gebäude, das eine Klinkerfassade erhalten soll, zeige klare Kanten, die so auf den Altbau des Landratsamts ausgerichtet worden seien, dass sich der Weg in den zentralen Empfangsbereich der Kreisbehörde ganz von selbst erkläre. Gleichzeitig seien eine klare Abgrenzung zu dem unmittelbar benachbarten Gebäude der Polizei geschaffen und die ebenfalls auf dem Gelände befindliche Villa Roller äußerst geschickt freigestellt worden. Für das Jugendzentrum entstehe zudem ein attraktiver Aufenthaltsbereich im Freien.

Auch der Waiblinger Oberbürgermeister Andreas Hesky ist geradezu begeistert: Der Entwurf mache noch einmal deutlich, wie wichtig eine Umgestaltung des Stadteingangs an dieser Stelle sei und wie gut das gelöst werden könne. Hesky: „Dieses Gebäude setzt alle Ziele der Stadt konsequent um. Es wirkt organisch gewachsen und gehört einfach da hin.“

Zehn Standorte sollen auf zwei reduziert werden

Für das Landratsamt könnte der Neubau mit seinen knapp 5800 Quadratmetern Nutzfläche nach Einschätzung der Planer 399 Arbeitsplätze schaffen. Die sind laut Landrat Richard Sigel aber nicht nur wegen wachsenden Personalbedarfs nötig. Der Bau ist Teil eines Gesamtimmobilienkonzepts der Kreisbehörde, die einerseits ihre zurzeit auf zehn in der Stadt verteilten Standorte auf zwei reduzieren möchte und andererseits dem großen Sanierungsbedarf des in den 70er-Jahren erstellten Hauptgebäudes Rechnung tragen muss. Gleichzeitig will man ein neues Bürokonzept umsetzen. „Verwaltung muss sich heute neu organisieren“, sagt Richard Sigel. Der Erweiterungsbau, mit dessen Start frühestens 2021 zu rechnen ist und der nach heutigem Stand 34 Millionen Euro kosten würde, müsse denn auch mit Blick auf die Zukunft ausgerichtet sein.

Der erste Baustein der Gesamtimmobilienkonzeption soll allerdings schon jetzt an anderer Stelle gesetzt werden: Auf dem Gelände der ehemaligen Ludwig-Schlaich-Akademie in der Waiblinger Rötestraße, weniger als zehn Gehminuten vom Hauptstandort entfernt, will die Kreisbaugesellschaft ein Verwaltungsgebäude errichten, in das große Teile des Dezernats II (Ordnung, Gesundheit und ÖPNV) einziehen sollen. Das Baugesuch bei der Stadt ist längst eingereicht. Der Kreis rechnet damit, dass man in diesem Herbst mit dem Abbruch des Bestandsgebäudes und dem Neubau beginnen kann. Die Fertigstellung ist für Ende 2021 geplant.

Die Siegermodelle kann man sich ab sofort ansehen

Die zwei siegreichen Modelle sind bis zum 15. Oktober im Foyer des Landratsamts am Alten Postplatz in Waiblingen zu sehen. Am 30. September steht der Vorsitzende des Preisgerichts, der Architekt Jörg Aldinger, von 19.30 Uhr an zudem für Fragen zur Verfügung.