Sein eigenes Motto lautet nun „Reporting from the front“. Dass der Titel im Deutschen so martialisch nach Kriegsberichterstattung klingt, irritiert ihn. Architektur könne eine Kampfzone sein, das ja, und exakt davon, der harten, oft gegen immense Widerstände durchgeboxten praktischen Arbeit, sollen die Beiträge seiner Biennale künden. Dazu hat Aravena 88 internationale Büros nach Venedig eingeladen, darunter auch die Stuttgarter Ingenieurbüros Transsolar und Werner Sobek, und ihnen jeweils zwei Fragen gestellt: 1. Welches vordringliche Problem wollen Sie mit Ihrem Beitrag angehen? 2. Wie sieht Ihr Lösungsvorschlag aus? Aravena folgt damit seiner Überzeugung, dass man in seiner Profession erst einmal die richtigen Fragen stellen müsse, bevor man vorschnell mit fertigen, aber falschen Antworten aufwarte.

 

Diese Strategie, mutmaßt das Fachmagazin „Bauwelt“ in seiner aktuellen Ausgabe, könnte eine ziemlich chaotische Biennale ergeben – im Gegensatz zu der konzeptuell durchkomponierten Schau von Aravenas Vorgänger Koolhaas. Kuratorisch ist der Chilene unerfahren, ein Ausstellungs-Greenhorn. Aber das Wohlgeordnete muss ja nicht unbedingt immer das Ansprechendste, Spannendste, Relevanteste sein. Um es in des Direktors eigenen Worten auszudrücken: „Wir würden uns wünschen, dass die Biennale 2016 einen neuen Blickwinkel eröffnet, wie den, den Maria Reiche von ihrer Leiter aus hatte. Die Architektur muss heute auf komplexe und vielfältige Herausforderungen Antworten geben. ‚Reporting from the Front‘ will denen eine Stimme geben, die bereits eine neue Perspektive entwickelt haben und deshalb in der Lage sind, etwas von ihrem Wissen, ihren Erfahrungen und ihrem Erfindungsgeist mit denen zu teilen, die auf dem Boden stehen.“