Ein Raumanzug dient als Vorbild


Tobias Walliser hat dem Seminar eine Studie des Massachusetts Institute of Technology (MIT) vorangestellt. Dort arbeiten die Forscher an den Entwürfen für einen neuen Raumanzug: den Biosuit, den Astronauten wie eine zweite Haut tragen sollen. "Er ähnelt nicht mehr den konventionellen Raumanzügen, die immer noch aussehen, als seien sie von Jules Verne entwickelt worden", erzählt Tobias Walliser. Der neue Biosuit soll Astronauten dereinst viel wendiger arbeiten lassen und auf Umwelteinflüsse reagieren: "Das wäre eher das Modell Catwoman", sagt der Architekt.

Geschmeidig und flexibel soll der Raumanzug der Zukunft sein - den gleichen Anspruch haben die Studenten nun an die Gebäudehüllen, die die Häuser künftig wie ein Kleidungsstück umgeben sollen. Jeden Tag wächst das Stuttgart des Jahres 2050 auf den Festplatten der Rechner am Killesberg. Dabei ist alles nur geklaut: Die Baupläne für die Bauten der Zukunft liefert im Seminar von Tobias Walliser die Natur. Wie wärmt das Fell eines Eisbären, und was können künftige Architekten daraus lernen? Warum könnte für Stadtplaner in einer vom Autoverkehr stark belasteten Metropole das Wachstum von Korallen interessant sein?

Tobias Walliser redet von der Bionik, wie ein Goldgräber von seinem Glück des nächsten Tages. Seine Studenten übertragen die Funktionsweisen der Natur auf die Architektur. Vom Fenster ihres Arbeitsraumes aus blicken sie auf die Weinberge hinter dem Pragsattel und auf den Weißenhof, der einst die Moderne des Bauens neu definiert hat. Natur und Formenstrenge.