Serkan Eren verteilt mit seiner Hilfsorganisation Stelp Hilfsgüter in Krisengebieten. Jetzt ist in der ARD-Mediathek eine Dokumentation über den Stelp-Gründer zu sehen, Ende August wird der Film im Ersten ausgestrahlt.

Rauch zieht an einer Hausfassade hoch, vor der Serkan Eren mit Helm und schusssicherer Weste steht: „Ich war im letzten Jahr in der Ostukraine, ich war in Afghanistan, ich war im Bürgerkrieg im Jemen“, sagt der Gründer der Stuttgarter Hilfsorganisation Stelp aus dem Off, während ihn der nächste schnelle Schnitt als Macher zeigt: Nun wuchtet er Pakete. Bald sagt er: „Wir sind vor allem dort unterwegs, wo sich nur ganz ganz wenige hintrauen.“ In der Ostukraine, sagt Eren, „da fliegen halt einem die Raketen um die Ohren.“

 

So beginnt die WDR-Dokumentation „Serkan Eren – Zwischen Krieg und Champagner“, die als Teil der Reihe „Money Maker“ seit kurzem in der ARD-Mediathek zu sehen ist, und die am 27. August um 23.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt wird. Eren selbst rechtfertigt den Titel direkt im Film: „Zwischen Kindern, die verhungern, und Rotem Teppich und Champagner liegen teilweise zwölf Stunden.“ Sehr wohlwollend stellt die Regisseurin Laura Schnitzler darin eine halbe Stunde lang Erens ungewöhnliche Strategie der Spendenaquise auch mittels eigener Event-Agentur und der Hilfsgüter-Verteilung in Krisengebieten dar.

Der Stelp-Chef, der seine Geldgeber gerne mit Videos in den sozialen Medien an seinen Hilfseinsätzen teilhaben lässt, beschreibt seine Rolle dabei durchaus selbstbewusst: „Ich riskiere mein Leben an der Frontlinie und bin aber gleichzeitig nüchtern und sachlich genug, um einen Deal mit dem Vorstandsvorsitzenden von einem Konzern auszuhandeln – und das gibt’s eben nicht oft so.“ Neben dem ehemaligen VfB-Torwart Timo Hildebrand, Serkan Eren zufolge einer seiner besten Freunde, kommt in der Dokumentation auch Frank Rothfuß zu Wort, Redakteur unserer Zeitung: „Jedem von uns fällt eine Ausrede ein, nichts zu tun, und er tut halt“, sagt Rothfuß über Serkan Eren, über den er oft berichtet hat. Erens Frau Giulia Cardascia berichtet indes von den Schattenseiten: „Es ist sehr sehr schwer, weil es schon mit sehr viel Angst und sehr viel Alleinsein verbunden ist.“ Aber ihr Beitrag bestehe eben darin, dass sie sich Sorgen um ihren Mann machen müsse.

Sein Tod soll „voll ausgeschlachtet“ werden

Am Ende des Films, in dem Serkan Eren auch einen Teil eines Geschosses vom Boden aufhebt und sagt, dass es noch warm sei, fragt die Regisseurin Laura Schnitzler den Bundesverdienstkreuzträger: „Was machen wir mit dem Film, wenn dir was passiert?“ Er antwortet „Den strahlt ihr natürlich aus.“ Dann führt er aus, dass er seine Mitarbeiter im Büro der Hilfsorganisation angewiesen habe, dass sein Ableben im Fall der Fälle „voll ausgeschlachtet“ werden müsse: „Dann wird mit meinem Tod so viel Geld wie möglich gemacht.“ Im Hintergrund läuft währenddessen „Rocket Man“ von Elton John.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Textes haben wir Serkan Eren mit der Aussage „Ich investiere mein Leben . . .“ zitiert. Wir haben die entsprechende Passage in „Ich riskiere mein Leben . . .“ geändert.