Viele ärgern sich, automatisch vier Mal im Jahr Rundfunkgebühren zahlen zu müssen, unabhängig davon, ob und wie viel sie ARD und ZDF nutzen. Wofür verwenden die Anstalten das Geld? Wir haben nachgerechnet.

Stuttgart - Bei einem seiner unvergessenen „Total normal“-Überfälle hat Hape Kerkeling 1990 die Bundespressekonferenz besucht, weil er wissen wollte, was mit seinen Steuerzahlungen geschieht. Also stellte er eine durchaus berechtigte Frage: „Wo bleibt die Mark?“

 

Auf eine befriedigende Antwort wartet er vermutlich bis heute. Käme der Humorist auf die Idee, sich bei der ARD zu erkundigen, wo der Beitragseuro bleibe, müsste er seine Frage nicht einmal, sondern zehnmal stellen, denn „die ARD“ besteht aus neun Landesrundfunkanstalten sowie der Deutschen Welle (wobei letztere aus dem Bundeshaushalt finanziert wird). Es lässt sich relativ rasch rausfinden, dass die ARD von den 17,50 Euro, die jeder Haushalt pro Monat zahlen muss, 12,37 Euro erhält; 1 Cent vom einzelnen Beitragszahler entsprach dabei im vergangenen Jahr 4,35 Millionen Euro in der Gesamtsumme. Die Recherche jedoch, was die einzelnen Sender mit dem Geld anstellen, ist eine echte Herausforderung. Dabei wüssten vermutlich viele Beitragszahler gern, welche Summen ins Programm fließen und was die jeweiligen Verwaltungen kosten.

Es ist nicht zuletzt die Fülle an Fakten, die den Blick verstellt, zumal sich die Sender kaum über einen Kamm scheren lassen. So gibt es zum Beispiel innerhalb der ARD keine einheitlichen Kriterien darüber, welche Planstellen konkret dem Programm zuzuordnen sind und welche nur der eigenen Verwaltung dienen.

Für Programme braucht man auch Technik

Laut Bericht der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten fließen daher nur 40 Prozent der Gebühren direkt ins Programm, weil die Kommission, wie NDR-Sprecher Martin Gartzke erläutert, „unter Programmkosten vor allem fertig ‚eingekauftes’ Programm wie Auftragsproduktionen, Film- und Sportrechte zusammenfasst.“ Aber natürlich diene auch der Aufwand für Sach- und Personalkosten der Erfüllung des Programmauftrags: „Fernsehen und Radio kommen schließlich nicht ohne Menschen aus. Viele von ihnen sind als Kameraleute, Tontechniker, Redakteure und Reporter fest angestellt. Ihre Gehälter werden unter Personal- und nicht unter Programmaufwand verbucht, doch ihre Arbeit dient allein dem Programm. Und Technik braucht man ebenfalls: Studios, Übertragungswagen, Sendeanlagen.“

Von besagten 12,37 Euro müssen die ARD-Sender ohnehin ein Drittel gleich wieder abgeben, denn damit werden die sogenannten Gemeinschaftsaufgaben finanziert. Dazu gehört unter anderem die Programmdirektion in München, die ARD-Online-Koordination in Mainz, das ARD-Hauptstadtstudio in Berlin oder die ARD-aktuell-Redaktion in Hamburg, die für die Nachrichtensendungen im Ersten verantwortlich ist. In die gemeinschaftliche Verantwortung fallen außerdem noch die Digitalprogramme One und Tageschau24 sowie der Erwerb von Spielfilmlizenzen und Sportübertragungsrechten.

In absoluten Zahlen heißt das für das Geschäftsjahr 2015: Der SWR erhält zunächst 1,45 Milliarden Euro aus dem Gesamttopf der Rundfunkgebühren. Nach den diversen Abzügen bleiben 1,03 Milliarden übrig. Im Geschäftsbericht, der auf der Website des Senders für jedermann einsehbar ist, lässt sich nachlesen, wofür der SWR das Geld ausgegeben hat. Die Etats einzelner Redaktionen sind allerdings eine Wissenschaft für sich, wie selbst SWR-Sprecher Wolfgang Utz einräumen muss: „Solche Budgetaufstellungen folgen einer Systematik, die nur von Fachleuten zu durchschauen ist.“

Die Kulturwelle SWR 2 ist teurer als die Popwelle SWR 3

Um wieder auf die 17,50 Euro des einzelnen Bürges zurückzukommen: Von den rund 8 Euro, die dem SWR pro Monat für jeden Gebührenzahler zur Verfügung stehen, werden 6,05 Euro konkret ins Programm investiert. Bisher flossen 2,99 Euro ins SWR Fernsehen, das aufgrund der Aufteilung bei den aktuellen Sendungen mit ihren Berichten aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz über weite Strecken aus zwei Programmen besteht. Das Ressort Politik und Gesellschaft wiederum ist mit 34,4 Prozent davon das aufwendigste. Es folgen Unterhaltung (20, 8 Prozent), Kultur und Wissenschaft (14,3 Prozent), Familie (11,6 Prozent) sowie die in der Übersicht getrennt aufgeführten Bereiche Spielfilmbeteiligung und Fernsehfilm (zusammen 8,7 Prozent). Sport liegt beim SWR mit 2,8 Prozent ganz weit hinten.

Der Hörfunk ist mit 2,80 Euro etwas preiswerter als das Fernsehen. Teuerster Radiosender ist das Kulturprogramm SWR 2 mit 60 Cent pro einzelnem Rundfunkbeitrag; die beliebte Popwelle SWR 3 kostet bloß 24 Cent. Die Verwaltungsausgaben liegen nach Angaben des Senders bei lediglich 45 Cent. Der Rest sind Ausgaben für Technik, Marketing et cetera. Allerdings galten diese Zahlen nur bis 2016, denn der SWR ist seit Januar medienübergreifend aufgestellt: Anstelle der bisherigen Trennung in Hörfunk und Fernsehen gibt es jetzt eine multimediale Programmdirektion Kultur und eine multimediale Programmdirektion Information.

Bei den anderen ARD-Sendern sieht es im Prinzip ähnlich aus. Die Verteilung der Beitragserträge auf die einzelnen Landesrundfunkanstalten ergibt sich aus den im jeweiligen Einzugsgebiet gezahlten Beiträgen. Der WDR als Sender des bevölkerungsreichen Nordrhein-Westfalen erhält 21 Prozent der für die ARD erhobenen Beiträge, während der Saarländische Rundfunk oder Radio Bremen auf Zuschüsse reicherer Sender angewiesen sind.