Seit Gottschalks Flop hat das „Erste“ wieder ein Problem: Mehr denn je gilt das Vorabendprogramm nach dem Ausstieg des Entertainers als „Todeszone“. Jetzt will die ARD mit aller Kraft wieder ihre Serien stärken.

Stuttgart - „Gottschalk Live“ ist nur noch eine Fußnote der Fernsehgeschichte. Die Folgen der gefloppten Show sind allerdings nach wie vor spürbar, denn Thomas Gottschalk hat Kollateralschäden verursacht: Seine Sendung hat auch die Serien beschädigt, mit denen die ARD den als „Todeszone“ gefürchteten Vorabend endlich wieder flottmachen wollte.

 

Trotz Sommerpause hat man beim Ersten daher keine Zeit zum Wundenlecken. Das Problem ist nur: die verschiedenen Serien unter dem Obertitel „Heiter bis tödlich“ sind nicht alle unter den gleichen Rahmenbedingungen gestartet, weshalb man ihr Abschneiden schwer miteinander vergleichen kann. Zumindest an den äußeren Enden des Spektrums lässt sich aber auch jetzt schon sagen, was funktioniert, was nicht.

Zwei Tage laufen gut

An zwei Wochentagen sieht der NDR-Fernsehdirektor Frank Beckmann, der den Vorabend koordiniert, den Sendeplatz auf einem erfolgreichen Weg: „Großstadtrevier“ (NDR) erzielt montags nach wie vor die Bestwerte aller Vorabendformate. Mit der Entwicklung des Mittwochs und den Serien „Hubert und Staller“ und „München 7“ (beide BR) ist die ARD ebenfalls zufrieden, beide werden fortgesetzt. Im Sendegebiet des Bayerischen Fernsehens kommen die Geschichten über die beiden Streifenpolizisten sogar auf zweistellige Marktanteile. Auch die anderen Serien funktionieren im jeweiligen Sendegebiet überproportional gut.

Diese Erfolge, sagt Beckmann, „sind gut für die Sender, weil sie wissen: auch die Wiederholung im Dritten wird erfolgreich. Unsere Idee, die Kosten zwischen der jeweiligen Landesanstalt und der ARD zu teilen, ist damit aufgegangen.“ Weniger gut hat der Dienstag abgeschnitten. Hier will man sich laut Beckmann „künftig mehr auf die Kriminalfälle fokussieren und sie realitätsnaher gestalten“: „Morden im Norden“ (NDR) soll sich daher in der zweiten Staffel stärker zum Krimi entwickeln. Trotzdem wird es in den im Herbst startenden neuen Serien dem Reihentitel gemäß noch weiterhin „Heiter bis tödlich“ zugehen.

„Fuchs und Gans“ spielen in Bad Urach

Hauptfigur von „Akte Ex“ (MDR) ist die Weimarer Kommissarin Katzer (Isabell Gerschke), Mutter einer Tochter. Das Mädchen ist das Ergebnis einer flüchtigen Affäre mit einem Kollegen (Oliver Franck), der nun ausgerechnet nach Thüringen strafversetzt und ihr neuer Partner wird. Auch „Hauptstadtrevier“ (RBB) lebt vom unterschiedlichen Charakter der Protagonisten: Julia Klug (Friederike Kempter), gleichfalls alleinerziehende Mutter, ist eine schlagkräftige Elitepolizistin, ihr Kollege Sonntag (Matthias Klimsa) dagegen ein geduldiger Kopfarbeiter.

Der Donnerstag soll humoristischer werden und nicht mehr nur in Polizeirevieren spielen. Dafür stehen die Serien „Fuchs und Gans“ (SWR) und „Zwischen den Zeilen“ (WDR). Hauptfiguren sind in beiden Fällen junge Journalistinnen, die es in die Provinz verschlagen hat: Emily Gans (Mira Bartuschek) strandet in Bad Urach, wo sie fortlaufend mit dem kauzigen und pensionierten Kommissar Fuchs (Dieter Bongartz) aneinandergerät. Das Konzept der Serie stammt von Stefan Cantz und Jan Hinter, den Vätern des „Tatorts“ aus Münster. „Zwischen den Zeilen“ wird derzeit in Aachen gedreht, die Hauptrolle spielt Josephine Schmidt („Anna und die Liebe“).

Während „Alles Klara“ (MDR, ebenfalls donnerstags) fortgesetzt wird, haben die Dienstagsserien „Henker und Richter“ (WDR) sowie „Nordisch herb“ (NDR) das Klassenziel nicht erreicht. Aber auch die anderen Produktionen sind aufgrund des langen Vorlaufs, der bis zu einem Jahr dauern kann, noch nicht vollends ausgereift. Erst in den neuen Serien werden laut Beckmann „auch unsere in der Praxis gesammelten Erfahrungen einfließen“. Zwischen Staffel eins und zwei von „Hubert und Staller“ sieht der Fernsehdirektor bereits einen Qualitätssprung. Das Gesamtziel sei nach wie vor ein zweistelliger Marktanteil. Frank Beckmann ist zuversichtlich, aber doch auch realistisch: „Das erreichen wir früher, als hier in Hamburg die Elbphilharmonie fertig wird – aber es geht auch bei uns nicht über Nacht.“