Was wollten deutsche Frauen kurz nach dem Zweiten Weltkrieg? Schöne Kleider zum Selbernähen, war sich die Frau des Verlegers Franz Burda ganz sicher. Der ARD-Zweiteiler „Aenne Burda – Die Wirtschaftswunderfrau“ erzählt von ihrem Kampf um eine Zeitschrift und um Gleichberechtigung.

Stuttgart - Nichts gegen die Freude, das Dritte Reich und den Zweiten Weltkrieg überlebt zu haben. Aber bei der Verlegergattin Anna Burda ist die Zufriedenheit mit dem noch kargen Nachkriegsleben schneller verflogen als bei anderen. Schon 1949 setzt sie ihrem Gatten zu, es müsse eine neue Zeitschrift her, die Frauen Schönes biete. Einem einflussreichen Freund in Frankreich erklärt sie im Zweiteiler „Aenne Burda – Die Wirtschaftswunderfrau“ ihr Leiden an Deutschland: „Mir fehlen die schönen Dinge des Lebens. Die eleganten Boulevards, neue Kleider, schicke Hüte.“

 

Wehren gegen die Männerwelt

Der von Francis Meletzky inszenierte Fernsehfilm macht sich über die Beschränktheit des Blicks der von Katharina Wackernagel gespielten Anna Burda nicht lustig, im Gegenteil. Er zeigt den Kampf um eine neue Modezeitschrift als emanzipatorischen Akt in mehrfacher Hinsicht: Anna Burda, die sich im Lauf ihres Erstarkens in Aenne umbenennen wird, um zu signalisieren, dass sie nicht mehr die pflegeleichte Frau von früher ist, ringt ihrem Mann Zugeständnis um Zugeständnis ab – und muss dabei lernen, dass manches Entgegenkommen nur ein Trick ist, die begeisterte Chefin einer jungen Modezeitschrift doch wieder zurück in die Hausfrauenrolle zu bekommen.

Aber Aenne Burda wehrt sich, geht Risiken ein und ändert mit ihrer Idee, feine Mode mittels Schnittmusterbögen auch für Frauen mit wenig Geld erschwinglich zu machen, ein wenig das Gesicht der Republik. Es kann einer Demokratie nicht schaden, wenn die Bürger nicht gleich am Schnitt der Kleidung sortierbar sind.

Selbstständigkeit und Rache

Trotz dieser schönen Themen hat der auf einem Drehbuch von Regine Bielefeldt basierende Zweiteiler Probleme. Aenne Burda kann sich gegen ihren Mann Franz (Fritz Karl) hier durchsetzen, weil der sie seit Jahren betrügt. Sie vermag ihm mehr Selbstständigkeit abzutrotzen, weil die Alternative die Scheidung wäre. Die Zeitschrift, die sie übernehmen darf, hat Franz Burda zuvor heimlich von seiner Geliebten führen lassen.

Das erzählt „Aenne Burda“ so ungeschickt, dass die Emanzipation vor allem Racheakt einer Gekränkten zu sein scheint. Zu willig übernehmen Kamera und Drehbuch den Blick der wütenden Burda auf die Nebenbuhlerin Evelyn Holler (Cornelia Gröschel), die als übergriffige, anmaßende Hochstaplerin erscheint und schadenfroh entmachtet wird. Dass auch hier eine Frau gleich mehrfach über die ihr zugewiesene Rolle hinauswachsen wollte, wird leider nie deutlich.