Eisiger Wind und eisige Temperaturen - in den USA macht eine extreme Kältewelle den Menschen schwer zu schaffen, während sich der Winter bei uns bisher ungewöhnlich mild zeigt. Müssen wir demnächst auch mit eisiger Polarluft rechnen?

Eisiger Wind und eisige Temperaturen - in den USA macht eine extreme Kältewelle den Menschen schwer zu schaffen, während sich der Winter bei uns bisher ungewöhnlich mild zeigt. Kommt die Kältewelle jetzt auch zu uns?

 

Offenbach - Eine extreme Kältewelle hat die USA fest im Griff. Im Mittleren Westen und im Norden des Landes nahe der kanadischen Grenze messen die Menschen Temperaturen zwischen Minus 20 und Minus 30 Grad, gefühlt ist es vielerorts noch viel kälter.

Doch wie entsteht dieses Wetterphänomen, müssen die Menschen in den USA noch lange frieren und wie sind die Auswirkungen auf das Wetter in Deutschland? Fünf Fragen an die Meteorologen in Offenbach:

Wie kommt es zu dieser Kältewelle?

Ein Hochdruckgebiet im Westen der USA stößt momentan auf ein Tiefdruckgebiet über dem Osten des Landes, wie Marcus Beyer vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach erklärt. Hochdruckgebiete werden im Uhrzeigersinn umströmt, Tiefdruckgebiete in der entgegengesetzten Richtung. „Dazwischen stellt sich eine nördliche Strömung ein, die die Polarluftmassen direkt vom Nordpol nach Süden führt.“ Eine Besonderheit besteht zusätzlich darin, dass die Polarluft zwischen Nordpol und den USA über große Landmassen strömt und nicht - wie es in Europa der Fall wäre - über Wasser. Die Polarluft erwärmt sich auf dem Weg gen Süden deshalb nur sehr langsam.

Sind solche Kältewellen normal?

Gerade wegen der Tatsache, dass die Polarluft über Landmassen in die USA strömt und nicht über Wasser, seien Kältewellen dort nicht ungewöhnlich: „Das kommt schon relativ häufig vor“, sagt Meyer. So traf im vergangenen Jahr ein Blizzard mit Schnee und Eis rund 20 Bundesstaaten. „Allerdings ist die Heftigkeit dieses Kaltluftausbruchs aktuell schon recht außergewöhnlich. Sie kommt so nicht jedes Jahr vor.“

Wie sind die weiteren Aussichten für die USA?

Erst einmal behält die Kälte große Teile der USA in ihrem Griff. Durch den Wind fühlt sich die Temperatur noch viel kälter an, als sie eigentlich ist. In Teilen des Landes kommen kräftige Schneefälle dazu.„Das ist schon eine sehr angespannte Situation. Das ganze Gebiet wird sich dann im Laufe der nächsten Tage weiter nach Osten verlagern.“ Dann muss auch die Ostküste der USA bibbern.

Was heißt das für uns: Schwappt die Kälte dann rüber?

„Das Gegenteil ist der Fall“, sagt Meyer. Der Kaltluftstrom bewege sich weiter nach Osten bis zum westlichen Atlantik. „Entsprechend verstärken sich da die Gegensätze zwischen den warmen und kalten Luftmassen über dem Atlantik.“ Gute Voraussetzungen dafür, dass sich über dem Atlantik kräftige Tiefdruckgebiete entwickeln. „Entsprechend werden sehr warme Luftmassen zu uns geschaufelt.“ Die Folge: Bis Donnerstag gebe es in Deutschland außergewöhnlich milde Temperaturen von 10 bis 15 Grad.

Wie viel Wahrheit steckt in der Bauernregel: „Ist bis Dreikönigstag kein Winter, so kommt auch kein strenger mehr dahinter“?

„Wenn wir bis jetzt noch keinen Winter hatten, haben wir eben auch das Problem, dass sich die Böden nicht abgekühlt haben“, sagt Meyer. Sollte die Strömung drehen, werde durch den fehlenden Frost im Boden erschwert, dass die kalten Luftmassen dann auch nach Deutschland kämen. Unmöglich sei dies aber nicht. „An der Bauernregel ist zwar schon was dran, aber es ist nicht so, dass man die jetzt für bare Münzen nehmen muss und den Winter jetzt schon abschreiben sollte.“

Wie das Wetter in Stuttgart und der Region in den nächsten Tagen wird, sehen Sie hier.