Die Persönlichkeit, die der Autor dabei entdeckt, ist voller vergrübelter Unsicherheit, überschießender Affekte und überrissener Ansichten – kurz: eine Nervensäge, aber eine liebenswert welpenhafte. Glücklicherweise und zur Unterhaltung des Lesers werden Julians hochfliegende Ideen und abgründige Verzagtheiten nicht nur in der Kollision mit den beiden so unterschiedlichen jungen Frauen und den leisen Begegnungen mit dem sterbenden Professor in die Schranken gewiesen. Eine echte Kontrastfigur ist der Julian in jeder Hinsicht entgegengesetzte beste Freund, der Frauenheld, Kindskopf und Lebenskünstler Tibor mit der rätselhaft reichen Verwandtschaft. Über den hätte man gern etwas mehr erfahren.

 

Wie es sich für eine „Coming-of-Age“-Geschichte gehört, bedeutet das Ende von allem den Aufbruch zu neuen Ufern. Er führt den jungen Mann vielleicht näher zu Aiko, hoffentlich weg von Judith, jedenfalls weg von Tibor – und hinein in „die sich öffnende Wildnis des Erwachsenenlebens”.

Arno Geiger: Selbstporträt mit Flusspferd.Roman. Hanser Verlag, München. 288 Seiten, 19,90 Euro. E-Book 15,99 Euro. Der Autor ist am 9. Februar um 20 Uhr im Literaturhaus Stuttgart zu Gast.