Akte, Porträts und Kunst-Hommagen von Andrej Dugin sind bis Anfang Januar bei Art & Antik an der Neckarstraße zu sehen. Dugin und seine Frau haben auch schon für einen der Harry-Potter-Kinofilme gezeichnet.

S-Ost - Eine große Rede hat Andrej Dugin bei der Vernissage der Ausstellung seiner Bilder in der Galerie Art & Antik am Samstagabend nicht geschwungen. Seine knappen einführenden Bemerkungen endeten dafür in einer Liebeserklärung an seine Studentinnen und Studenten: „Ohne euch wäre die Galerie leer und mein Herz auch. Ich liebe euch alle. Vielen Dank!“

 

In den beiden Räumen sind Akte, Porträtzeichnungen und Neu-Interpretationen von Gemälden Alter Meister zu sehen. Die Werke sind in den vergangenen drei Jahren im Rahmen der Kurse entstanden, die Andrej Dugin an der Freien Kunstschule gibt.

Vernissage mit Porträtierten

Die Porträts im ersten, kleinen Zimmer hat er von Studenten angefertigt. Die Galeristin Sarah Haberkern forderte die Besucher auf, sich umzusehen und herauszufinden, ob sie die auf den Porträts verewigten Menschen erkennen. Viele der Porträtierten waren am Samstag nämlich anwesend.

„Man muss nur genug trinken, dann erkennt man das sofort“, scherzte Dugin. Im zweiten großen Raum hängen neben den Aktzeichnungen Dugins Hommagen an Künstler wie Tizian oder Rembrandt. „Ich liebe die Alten Meister“, sagte Dugin. Radikale Veränderungen nimmt er dabei nicht vor. „Ich versuche, für die Komposition wichtige Formen auf meine Art neu zu interpretieren.“

Tizians berühmte „Venus von Urbino“ aus dem Jahr 1538 zum Beispiel ist auch in Dugins Fassung noch leicht zu erkennen. Erst bei näherem Hinsehen werden die Unterschiede deutlich. So verwandeln sich die zierlichen Arme und Hände der abgebildeten Göttin bei Dugin zu kräftigen, fast männlich wirkenden Pranken.

Der Moskauer hat auch viele Bücher illustriert

Der 64-jährige gebürtige Moskauer lehrt seit dem Jahr 2000 an der Freien Kunstschule. Schon seit 1989 arbeitet er mit dem Esslinger Verlag J.F. Schreiber zusammen und hat für diesen viele Bücher illustriert. Für die Verfilmung des zweiten Harry-Potter-Bandes „Harry Potter und Der Gefangene von Askaban“ haben er und seine Frau, die Künstlerin Olga Dugina, als Konzeptkünstler gearbeitet. „Wir haben Möbel, Zauberstäbe und gruselige Kreaturen geliefert“, sagte Dugin.

Für Galeristin Sarah Haberkern ist die Wahl der in der Ausstellung gezeigten Werke ein Bekenntnis zur wahren Kunst, die sich und ihre Genres ernst nimmt und sich immer wieder aufs Neue mit den gleichen Themen auseinandersetzt. Dass die Zeichnungen in den Kunstkursen und oft spontan entstanden sind, sei eine Besonderheit.

„Man muss immer wieder die Grundlagen betonen und die Genres nicht außer acht lassen“, sagte Haberkern. Viele junge Maler heute könnten eigentlich gar nicht richtig malen, sagte sie. Nur allzu leicht würde heute vieles zur Kunst erklärt, sobald einer mal eine gute Idee habe.

Das sei auch ein Symptom der Zeit, weil heute viel konzeptionell und digital gearbeitet werde. „Aber Kunst ist kein Ökonomie-Produkt, und bei vielen Sachen muss man sich fragen, ob in ein paar hundert Jahren überhaupt noch ein Hahn danach kräht.“

Wahre Kunst zeichne sich aber durch andere Dinge aus, damit zum Beispiel, dass man mit seinem Gegenstand ringe, ihn immer wieder neu interpretiere und seinem Instinkt folge. Diese Qualitäten hätte Andrej Dugin ohne Zweifel.