Ein anderes schwäbisches Traditionshaus, Schlichtenmaier (Stuttgart/Grafenau), profitiert von der anhaltenden Renaissance der deutschen Nachkriegskunst: Gleich am ersten Tag fanden eine schrundig düstere Materialcollage von Karl Fred Dahmen und Adolf Fleischmanns blau-rot blinkende Rechteckkomposition aus dem Jahr 1961 neue Besitzer. 12 000 beziehungsweise 44 000 Euro brachten die beiden Werke ein. Gut angelaufen ist die Messe auch für Reinhard Hauff. Zum einen, weil der Stuttgarter schon vor der Vernissage ein abstraktes Hinterglasbild von Julio Rondo an einen Privatsammler verkaufen konnte, zum anderen, weil mit Clément Cogitore ein Künstler der Galerie eine der begehrten Förderkojen der Art-Cologne erobert hat. Bemerkenswert sind die Fotoarbeiten des jungen Franzosen in der Tat: In der marokkanischen Geröllwüste inszeniert er Tarnuniformen wie verwesende Leichen auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs. Erinnerungen an Verdun überlagern sich mit Nachrichtenbildern aus Syrien – ein eindringlicher zeitkritischer Beitrag.

 

Hätte man davon nicht mehr gebraucht? Immerhin ist diese qualitätvolle, aber nicht sensationelle 51. Art Cologne die erste nach Donald Trump und Brexit. Die Bedrohung jener Freizügigkeit, die dem Geschäft mit den Bildern in den letzten zwanzig Jahren so viele Rekorde bescherte, wird von den meisten Ausstellern noch cool weggelächelt. Wer aber ganz genau aufgepasst, wundert sich, dass bei Gagosian zwei von drei Eingängen abgesperrt sind. An einer der Absperrungen baumelt die US-Flagge. Der dezente Eingriff der Künstlerin Cady Noland setzt ein stilles politisches Zeichen. Gegen die Abschottungsfantasien in den Hirnen von Donald Trump, Marine Le Pen oder Alexander Gauland.

Bis Samstag, 29. April. Öffnungszeiten: Freitag 11-19, Samstag 11-18 Uhr.