Was ist schön? Dass es auf die Frage viele Antworten gibt, beweist eine Ausstellung, die bald in Waiblingen eröffnet und Gemälde mit edlem Silbergeschirr und Blüten, aber auch Rettichen und verdreckten Gummistiefeln zeigt.
Geschmäcker sind verschieden und Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Wer dieser Tage einen Blick ins Waiblinger Kameralamt wirft, stellt fest: auch Rettiche, edles Silbergeschirr, von der Gartenarbeit verdreckte Gummistiefel, die Kaffeedose der geliebten Oma, Samenkapseln und Zucchiniblüten können faszinieren. All diese Dinge tauchen in den Gemälden auf, die in den vergangenen Wochen vor Ort entstanden sind und derzeit noch entstehen.
Jahr für Jahr mietet sich die Waiblinger Künstlergruppe Art U Zehn zur Winterzeit in den Räumen der Galerie ein – mit unzähligen Pinseln, palettenweise Leinwänden und vielen Farbbehältern. Die Truppe nutzt das Kameralamt als Atelier auf Zeit, in dem dank viel Platz auch großformatige Arbeiten entstehen können. Mehrere Wochen lang geht es ziemlich bunt zu. Damit die Wände trotzdem weiß bleiben, verhüllen die Malerinnen und Maler sie mit Plastikfolie und versehen den Fußboden mit schützenden Platten.
Was schön ist, sieht jeder etwas anders
Aktuell sind die Künstlerinnen und Künstler zum 13. Mal im alten Fachwerkgebäude an der Langen Straße zugange und bereiten ihre Werke für die nächste Ausstellung mit dem Titel „Die Schönheit der Dinge“ vor. Das Thema kam Ursula Schäfer spontan in den Sinn: „Alle sind gleich darauf abgefahren.“ Was Schönheit für jeden einzelnen bedeutet, musste jeder für sich ausbaldowern. Gemeinsam ist allen Werken das Format: jeder darf zwei Arbeiten mit einem Meter auf einen Meter und zwei Bilder mit 50 x 50 Zentimeter hängen. Ursula Schäfer wollte ursprünglich ein Stillleben mit Gemüse und Obst vom Wochenmarkt malen. „Aber eine Mitmalerin hat mir zum Drapieren ein tolles silbernes Geschirr gebracht. Das fand ich so schön, dass ich meine Idee verworfen und nur das Geschirr gemalt habe.“
Das komme öfter vor, sagt Margarete Laible, die in ihren Bildern Eindrücke aus Venedig verarbeitet hat: „Man macht sich vorab viele Gedanken und wenn man dann hier ist, kann es sein, dass man alles über den Haufen wirft.“ Das hat auch damit zu tun, dass die Malerinnen und Maler im Entstehungsprozess Reaktionen auf ihre Arbeiten bekommen, denn sie malen ja nicht im stillen Kämmerlein, sondern sind quasi Teil einer Künstler-WG. An den Markttagen, mittwochs und samstags, sind auch Besucher willkommen.
Äpfel, Tanz und Schneckenhaus
Michael Schäfer hat sich intensiv mit dem Apfel beschäftigt und davon 16 Porträts auf eine Leinwand gebracht – mal in Acrylfarbe, mal mit Bleistift oder Kreidefarbe. Sein zweites Werk widmet sich ebenfalls dem Apfel, diesmal einem angebissenen Exemplar. Der gegenseitige Austausch sei einfach eine wunderbare Sache, sagt Bettina Wyderka, die in ihren Bildern das Thema Tanz und Schönheit der Frau mit kleinen Naturwundern wie einer Blüte oder einem Schneckenhaus kombiniert. Die Ausstellung sei als Kontrapunkt zu den schlechten Nachrichten dieser Tage gedacht, erklärt Bettina Wyderka und zitiert den Schriftsteller Fjodor Dostojewski: „Schönheit wird die Welt retten.“
Ausstellung
Vernissage
„Die Schönheit der Dinge“ eröffnet am 25. Januar, 14 Uhr, mit einer Feier und ist bis 9. Februar mittwochs von 10 bis 13 Uhr und an Wochenenden von 10 bis 17 Uhr geöffnet.